Samstag, 13. September 2014

Erstes "echtes" Wochenende

Die erste Arbeitswoche liegt hinter mir. Tatsächlich ist es so, als wäre ich nie fort gewesen. Es gab einige gesetzliche und konzeptionelle Änderungen, doch der Alltag mit Kolleginnen, Eltern und Kinder  fühlt sich vertraut an. Es gab am ersten Freitag Pflaumenkuchen mit Sahne zum Einstand, womit ich allen eine Freude und den perfekten Einstieg fürs erste "echte" Wochenende gemacht habe.
Ja, ich habe wirklich Spaß! Ich komme morgens gut aus den Federn und auch sonst das Gefühl, alles  zu schaffen. Doch es gibt auch eine Kehrseite. Spätestens gegen 14:00 Uhr werden die Abstände, an denen ich an mein Rehlein denken muss, kürzer.  Wenn jemand weint, jammert oder wütend ist und ich dies vom Büro aus höre, legt sich der Mamaschalter um. Was ist da wohl los? Fühlt sich das Kind nicht wohl? Ist es überfordert? Vermisst es seine Mama? Um es ganz deutlich zu sagen, meine Muttergefühle beherrschen mich kurzzeitig. Bei 60 Kindern kommt es eben vor, dass Gefühlausbrüche die Bürotüre erreichen und zwangsläufig frage ich mich dann, wie es meinem Kind gerade geht. Es ist kein beklemmendes oder unangenehmes Gefühl. Es reißt mich nur kurzzeitig aus meiner Konzentration. Und wenn ich dann auf der Autobahn bin, in Richtung Oma fahre, freue ich mich riesig auf einen festen Drücker! Der Nachmittag ist verständlicherweise kurz und ich achte darauf nicht noch mehr Termine reinzuquetschen. Das Rehlein schlägt sich gut, doch natürlich ist ein ganzer Tag Kindergarten für ein kleines Kind von zwei Jahren sehr anstrengend. Meistens fällt zuhause der Stress von ihr ab. Wie ein Vorhang oder manchmal auch wie ein dicker Brocken. Dann knatscht sie, ohne dass ich den Grund dafür immer gleich parat habe und ihre Kooperationsfähigkeit schrumpft auf das Nötigste. Bis jetzt kommen wir damit gut zurrecht. Ich lasse den Haushalt liegen und wir lesen ein Buch oder kuscheln. Irgendwann möchte sie eh ihre Ruhe und verschwindet im Kinderzimmer.
Dann beobachte ich sie heimlich am Türrahmen minutenlang und versuche zu begreifen, wie die Zeit uns so überholen konnte. Vielleicht liegt es an dieser Wehmut, dass sich das Abendessen ab jetzt immer öfter in ein "kindgerechtes Spaßgericht" verwandelt. Habe ich etwa ein schlechtes Gewissen?


Ich denke, ich muss mich einfach daran gewöhnen, mein Kind Stück für Stück loszulassen. Ein Prozess, der ab jetzt erst wieder endet, wenn wir das Rehlein glücklich verheiratet wissen. Wie heißt es doch so schön? Man wächst mit seinen Aufgaben...Jetzt sitze ich hier in meiner Samstagsmorgenmüdigkeit und lausche den musikalischen Künsten, die sich in der Frühe noch nicht allzu melodisch anhören. Aber hey! Ich hab sie ganz nahe bei mir, keine Termine und jede Menge Kaffee. Es handelt sich im Übrigen um den Sandmännchensong, der sich mit ganz viel Konzentration und grenzenloser Liebe für mein Rehlein sogar annähernd danach anhört ;-)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen