Dienstag, 29. April 2014

von Frau zu Frau

Da gab es mal so eine Doku aus Schweden. Darin war eine Mutter zu sehen, die sehr enttäuscht darüber war, dass ihre 4 jährige Tochter in der Klamottenabteilung eines großen Kaufhauses automatisch zu den pinken Sachen rannte. Diese Mutter hatte ihre Tochter in einer Kita, in der man weder "sie" noch "er" sagt, untergebracht. Dort wolle man den Kindern einfach die Entscheidung selber überlassen, was sie später sein wollen, welche Klamotten sie tragen und mit welchen Spielsachen sie spielen. Ganz ehrlich? Diese Entscheidung möchte ich meinem Kind auch nicht nehmen. Dennoch geht mir diese Art von geschlechtsneutraler Pädagogik dann doch zu weit. Um die eigene Identität entwickeln zu können, begeben sich Kinder im Kindergartenalter geradezu auf die Suche nach Unterschieden zwischen Mädchen und Jungen. So habe ich Sätze wie diese schon tausendemale von Kindern gehört
  • Das ist NUR für Mädchen!/ Jungs
  • Das können NUR Mädchen/Jungen
  • Das ist eine Mädchen - /Jungenfarbe
Manchmal sind die Eltern genervt, weil sie den ganzen Tag dieses "Mädchen - Jungen - Ding" hören. Es scheint also sehr wichtig für die kindliche Entwicklung zu sein, sich klar als Mädchen oder Junge zu definieren. Und bei uns allen löst das biologische Geschlecht eines Kindes - bewusst oder unbewusst - bestimmte Erwartungen, Deutungsmuster und Reaktionstendenzen aus. Dies hat eben auch einen geschlechtertypisierenden Umgang mit dem Kind zur Folge. Wichtig finde ich dabei, dass man z.B. Mädchen auch in ihrer Stärke und ihrem Mut bestätigt und Jungs in ihrer Emotionalität genauso unterstützt!
Als das Rehlein bei ihrem Kumpel zuhause war und begann sich besonders für Motorräder und Autos zu interessieren, wurde mir klar, dass es gar keine "Jungen typische" Spielsachen bei uns gab. Als wir nun noch eine zufällige Begegnung mit einem Bagger auf der Straße hatten, strahlte mein kleines Mädchen wie selten zuvor. Wie schön! Konnte ich mich jetzt durch die Welt der Baustellen und Fahrzeuge kaufen und mir so viele ungestörte Kaffee Stunden verschaffen, denn das Rehlein spielte stundenlang damit. Zu Ostern gab es dann den super coolen Bagger von Playmobil und einen Kinderrasenmäher. Also eher "Jungenkram".  Ich sehe, wie meine Tochter diese Dinge in ihre Art des Spiels integriert und dabei dann doch wieder mädchentypische Sachen spielt. So fährt der Baggerfahrer die Hasen in seiner Schaufel, die dann anschließend getröstet werden müssen, weil sie ständig raus fallen. Trösten ist nämlich gerade hoch im Kurs. Dann werden sie zugedeckt, von der Mama gefüttert und gestreichelt. Vielleicht findet sie die Sachen nur toll, weil sie neu sind. Vielleicht wird sie ein genauso großer Barbiefan wie ich es einmal war. Vielleicht möcht sie später Profifussballerin (wohl kaum bei unseren Genen), Polizistin oder KFZ Mechanikerin werden. Alles gut. Trotzdem kann ich nicht leugnen, dass ich mich auf das erste Mal shoppen und Kaffeetrinken von "Frau zu Frau" freue!

Donnerstag, 10. April 2014

Magische Erinnerungen

Wie alle Eltern, möchte ich den ein oder anderen Moment mit meinem Kind, fest einschließen, um ihn für immer parat zu haben. Augen schließen und abspielen können. Irgentwie wächst dieser Wunsch in letzter Zeit so stark. Vielleicht, weil im August alles anders wird oder weil das Rehlein mal wieder einen riesen Sprung in seiner Entwicklung gemacht hat. Wenn ich mir die Videos von den letzten 1 1/2 Jahren anschaue, bin ich wirklich dankbar für diese Dokumentationshilfe.So kann ich mir die vielen Momente noch einmal anschauen und begriefen, wie schnell Kinder in dem Alter wachsen und sich entfalten.
Doch manchmal braucht man nicht zu filmen. Manche Dinge brennen sich ein. Abends im Bett versuche ich vor dem Einschlafen noch einmal alle wichtigen Ereignisse des Tages abzurufen, um sie besser speichern zu können. Hilft das? Keine Ahnung, es beruhigt mich. So musste ich gestern immer wieder daran denken, wie ich mit dem Rehlein vor dem Zubettgehen noch gebetet habe. Ich sage dann immer ein kleines Kindergebet und danach erzähle ich von unsrem Tag. Und wie ich da so erzählte vom Rutschen und Einkaufen, begann das Rehlein plötzlich von seinen Erinnerungen zu berichten.
R: "Oma daußen Reihe!"
ich: "ja, wir waren bei der Oma."
R: "Oma daußen Reihe!!!"
Ich hatte keine Ahnung. Wenn man nicht weiß, worum es geht, kann man zum Glück mit einer Bestätigung nix falsch machen.
ich: "hmmm, draußen waren wir".
R: "DA REIHE!"
Da viel mir ein, wie ich das Rehlein bei der Verabschiedung noch über den Zaun am Vorgarten gehoben habe, damit es da auf dem kleinen Weg hin und her laufen kann. Und ich erinnerte mich, wie es dabei leise gesungen hat :" Reihe, Reihe, Reihe...."
Wenn ich Dinge aneinanderreihe singe ich immer: " Eine lange Reihe....!" Und da das Rehlein genau die gleiche Melodie verwendete, gehe ich jetzt mal davon aus, dass es den Weg wie eine lange Reihe gesehen hat.
ich :" Ach ja, du bist da bei der Oma auf dem Weg gelaufen!"
Erleichterung in den Kinderaugen Endlich hat die es geschnallt!
R: " Ja! Reihe, Reihe, Reihe!"
Dann konnte entspannt geschlafen werden.
"Irre", dachte ich. An was die sich so alles erinnern.
Das Rehlein weiß wo Oma und Opa wohnen, wo es in unserer Stadt Bagger zu gucken gibt und natürlich auch, in welchem Laden es eine Wurst an der Theke gibt. An was es sich wohl erinnert, wenn es groß ist? Ob es auch die ruhigen, kuscheligen Herzmomente mit Mama und Papa sind? Oder der blöde Moment, in dem das Playmobilmännchen von der Hosentasche herausgefallen und für immer und ewig in unserem schönen Fluß der Itter verschwunden ist? Ich wünsche mir, dass seine Erinnerung an die Kindheit, ein warmes, wohliges Gefühl herbeirufen, dass auch ein wenig Sehnsucht mit sich bringt. So wie ich es fühle, wenn ich an meine Kindheit denke. Dann denke ich nämlich an warme Sommerabende (wisst ihr noch, als es in den Sommerferien tatsächlich sechs Wochen lang warm und sonnig war?), an tolle Verstecke im Garten, Bauchkribbeln an Weihnachten und wie wir alle zu fünft auf Matratzen im Wohnzimmer übernachtet haben. Ich denke daran, dass ich lieber zuhause als im Kindergarten war und dass ich stundenlang spielen konnte. Ich bin davon überzeugt, dass ich alle wichtigen Erinnerungen in mir habe (wie soll ich auch wissen, welche nicht mehr da sind?) Anstatt sich davor zu fürchten, dass alles so schnell vorbei geht, versuche ich jeden Moment bewusst zu erleben. Und so kann auch ein kurzer Blick, eine kleine Berührung oder ein einziges gesprochenes Wort zu einer magischen Erinnerung werden.
Wie gut, dass sich mein Gehirn auch an unwichtigere Dinge, wie an die Wäsche erinnert. Die muss nämlich jetzt aufgehangen werden.