Sonntag, 17. August 2014

2 Jahre Rehlein

Mein kleines Rehlein. In Superultraschallgeschwindigkeit bist du 2 Jahre alt geworden. Nachdem ich das erste Jahr noch begreifen konnte, stellt sich mein Verstand, bei dem Versuch das zweite zu erfassen, einfach quer. Wie konnte das so schnell passieren?!
Du bist heute zwei Jahre und drei Tage alt. 93 cm groß und 11,8 kg schwer. Du hast Schuhgröße 25/26 und ich kaufe nix mehr unter 98/104 Kleidergröße.
Wenn du rennst, bleibt mir immer noch ab und zu das Herz stehen, so wackelig erscheint mir dein Flitzemodus. Doch nur selten geht was schief. Klettern, rennen, balancieren und springen klappt alles super
Dein Wotschatz erweitert sich täglich und gerade jetzt, nach zwei Wochen Kindergarten, sind wir immer wieder platt, was für Redewendungen du verwendest.
Aktuelle Favoriten:
"Das darf doch nicht wahr sein!"
"Alter Schwede!"
"Ach du meine Güte!"
Grundsätzlich kannst, möchstest und weißt du alles, was Mama und Papa können, möchten und wissen.
Der große Trotzanfall lässt noch auf sich warten und bis jetzt zeigst du eine große Kooperationsbereitschaft.
Du gehst aufs große Klo, aber bis jetzt nur als Trockenübung. Schlafen und Essen...ganz ehrlich? Völlig unkompliziert. Da haben wir wohl einfach Glück gehabt! Du isst und trinkst selbstständig. Die Flasche abends habe ich vor ca zwei Monaten einfach weggelassen. Stattdessen abends noch einen Schluck Wasser aus dem coolen pinken Becher. Dies hat irgendwie gereicht, um dich zu überzeugen. Ja, auch hier einfach Glück gehabt ;-) Viel spannender ist es aber, wie sich dein Character entwickelt. Du singst oder summst sehr viel. Ich kann die, dir bekannten Melodien gut erkennen. Bücher sind nach wie vor wichtig für dich. So ließt du dir oder deiner Puppe regelmäßig etwas vor. Zuhören lohnt sich immer, denn das ist zuckersüß und zum Totlachen! Du hast die ersten Freundschaften geschlossen, die durch regelmäßige Kontakte wirklich von großer Bedeutung für dich sind. Ich sehe dies daran, dass du mit deinen Freunden am Spielhandy telefonierst, Geschichten über sie erfindest oder auch beim Gute Nachgebet an sie denkst. Du gehst für eine Zweijährige recht sorgsam mit deinen Spielsachen um. Spielst ganze Einkaufsscenarien nach und fährst gefühlte 100 mal am Tag mit deiner Puppe in den Urlaub. Bei all dem Spielzeug, das du angesammelt hast, spielst du im Moment doch am liebsten mit dem Papa "Eismaschine". Dabei setzt ihr euch vor die Heizung und du schraubst an dem Temperaturregler rum. Der ist Waschbecken und Maschine zusammen. Immer wieder geht die Eismaschine kaputt, damit der Papa sie reparieren kann. Er macht dabei spannende Reperaturgeräusche und du himmelst ihn an und bekommst gar nicht genug von diesem Spiel. Du verwendest im Spiel unterschiedliche Stimmlagen und schlüpfst schon in verschiedene Rollen. Wir konnten dir einen großen Fundus an Spielfähigkeiten mitgeben, die dich im Kindergarten sicher zu einer beliebten Spielpartnerin machen. Überhaupt beschäftigst du dich gerne alleine, kramst in deinen Sachen rum und quasselst non stop vor dich hin. Du hast viel Sinn für Humor und ich wiederhole die Gags nur zu gerne für dich immer und immer wieder, nur um deine Quitschelache zu hören.
Du magst es nicht, wenn dir fremde Leute in die Augen schauen. Ist dir irgendwie zu nah, denke ich. Doch nach einer kleinen Weile wirst du mutiger und begegnest allen offen und freundlich. Leider kommst du selten kuscheln, doch damit komme ich zurecht. Wir haben viele kleine Rituale, mit denen wir uns unsere Zuneigung zeigen. So wird sich abends vor dem Schlafengehen immer noch einmal gedrückt. Alle drei mit umschlungenden Armen. Dabei klopfst du uns mit einem weisen Gesichtsausdruck liebevoll auf die Schultern.
Mein Kind, mein Herz ist bis zum Rand gefüllt mit Liebe für dich. In manchen Momenten läuft es über und dann tut es ein wenig weh. So bist du mir am Freitag das erste Mal in die Arme gelaufen, als ich dich aus der Kita abgeholt habe. Dafür hattest du vorher wahrscheinlich keine Kopf. Dabei hast du laut gelacht und wir haben kurz alles um uns herum vergessen. Ich lerne gerade dich loszulassen...ein kleines Stück. Wenn ich sehe, wie du selbstständig die Welt eroberst und dir deine Freiräume erkämpfst, platze ich vor Stolz! Jeden Tag aufs neue glaube ich, dich nicht noch mehr lieben zu können, bis du mich im nächsten Moment eines besseren belehrst.
Mein Rehlein, meine Zaubermaus, mein Wunder, meine große Tochter. Ich wünsche dir und uns als Familie, dass du dich so entwickeln kannst, wie es deiner kleinen Seele am besten gefällt!

Dienstag, 12. August 2014

Nur eine Mami

Ich habe mich richtig dolle auf`s Wochenende gefreut. Seit einer Woche gehen das Rehlein und ich nämlich morgens zur Eingewöhnung in den Kindergarten. Das ist toll und spannend, doch ich habe schon nach vier Tagen unsere Vormittagsrituale vermisst. Morgens habe ich es nicht an den Rechner geschafft, die gemeinsame Hunderunde musste bis mittags warten und es gab einfach nicht dieses Rumgeschlumpfe. Das bereitet uns schon mal etwas auf den harten Alltag vor, der bald beginnt.
Ich glaube, das letzte Mal habe ich mir so viele Gedanken gemacht, als die Geburt näherrückte. Ich kann vieles planen, doch am Ende muss ich mich einfach drauf einlassen und sehen was kommt. " Et kütt wie et kütt..." ist einfach nicht mein Lebensmotto, doch ich arbeite dran! Da mir gerade so viele Dinge im Kopf rumschwirren, habe ich auch nicht die Ruhe gefunden um zu schreiben. Dabei hat sich das Rehlein so sehr verändert! Es quasselt wie ein Wasserfall und hat ein wahres Elefantengedächnis. Es weiß auch, dass es bald Geburtstag hat und wünscht sich von der Mama einen großen Kuchen mit Streuseln und Sahne. Damit wäre das Kind zufrieden...doch ihr wisst ja wie die ersten Geburtstage laufen.
Bis jetzt klappt die Eingewöhnung ganz gut. Die Kita arbeitet nach dem Berliner Modell, welches wir auch in meiner Einrichtung anwenden. Kenn ich also. Dennoch, die Gefühle fahren Achterbahn. Das Rehlein hat heute z.B. geweint als ich gegangen bin, ließ sich aber von der Bezugserzieherin rasch beruhigen. Hat keine 20 Sek gedauert. Weiß ich, weil ich an der Ecke im Flur stand und alle meine Sinne aufs Hören konzentriert habe. Habe also nix gesehen, nix gerochen, nix gefühlt oder geschmeckt. Nur gehört, ob mein Kind sich beruhigt. Ich finde auch, sie könnte sich das herzzerreißende "Maaaaamiiiiiiii, meine Maaaammmmiiii" sparen! Leute, das macht mich fertig! Aber wie gesagt, sie spielt, lacht, kramt und hat dann auch Spaß. Fragt nicht nach mir, erobert eben jetzt eine Welt, in der ich nicht das Sagen habe. Und das ist auch gut so! Die Herzensfreundin vom Rehlein geht auch in ihre Gruppe. Das macht es für alle schöner! Für`s Rehlein und die Freundin, weil sie sich haben und das Sicherheit gibt und für mich und die Mama der Freundin, weil wir uns haben und geteiltes Leid ist eben halbes Leid. Es wartet sich eindeutig besser zu zweit. Morgen schauen wir wie das mit dem Mittagessen klappt. Für eine noch nicht ganz Zweijährige ist das am achten Tag super. Ich denke, dass alle Mamas und Papas auf der Welt, ob sie nun auf dem Flur warten oder gleich abdüsen, gerne Mäuschen spielen würden. Es fehlt der kurze Blick ins Kindergesicht, der einem sofort verrät. ob eben wirklich alles ok ist. Doch dies muss ich lernen auszuhalten. Mal sehen, wie ich morgen den Vormittag verbringe. Für dreieinhalb Stunden lohnt es sich schon nachhause zu fahren. Besser nicht in die Stadt...gehöre ich doch zu den sog. Stressshoppern, die gerne unnötige schöne Dinge kaufen, wenn sie nervös sind. Dreieinhalb Stunden freie Zeit...das muss ich, glaube ich, auch ersteinmal wieder lernen. Habe ich schon erwähnt, dass ich mich mittlerweile wirklich - und ich meine es wirklich ehrlich - wieder auf meine Arbeit freue? Nachdem ich das Rehlein so selbstständig und glücklich im Kindergarten sehe, beruhigen sich meine Gedanken. Ganz gespannt bin ich darauf mit einer neuen Rolle, nämlich die der Mutter, in meinem Job den Eltern zu begegnen. Ich habe an Autenzitität gewonnen und werde die Sorgen und Ängste der Eltern vielleicht intensiver oder einfach anders wahrnehmen.
Auf jeden Fall - und da möchte ich auch ehrlich sein - freue ich mich auf mein Gehalt! Welches ich natürlich sicher und vernünftig einsetzen werde *räusper*, nachdem ich mir neue Klamotten geshoppt habe!
Bis dahin bin ich einfach nur eine Mami, die im Flur der Kita sitzt und dank ihrer Muttergefühle, bei jedem Knatschen aus der Gruppe einen kleinen Herzinfakt bekommt.