Freitag, 24. Januar 2014

"miau"

Jetzt sind wir nur noch drei. Vor einer Woche mussten wir schweren Herzens den Kater einschläfern lassen. Plötzlich, scheinbar über Nacht ging es ihm so schlecht, dass wir gar nicht richtig realisieren konnten was geschieht. Am Tag vor der Spritze lag der Kater abends bei mir auf den Beinen und sah mich ganz feste an. Zuvor hing er eine Nacht in der Tierklinik an der Infusion. Am Wochenende. 300 Euro für Blutuntersuchung und Ultraschall. Nun dachte ich, er würde es schaffen, denn zuhause angekommen fraß und trank er wieder. Und dennoch hatte er diesen Blick in den Augen, der mir ein ungutes Gefühl gab. Das Rehlein ließen wir zu ihm als er in seiner Katerbox saß. Das Rehlein war ganz aufgeregt. Was macht der "Miau" nur in der Kiste?! Die kleinen Finger in die Löcher gesteckt, versuchte es mit ihm Kontakt aufzunehmen. Der Hund spürte so oder so dass etwas nicht stimmte. Einmal wurde dem Kater durch Gesicht geleckt, dann wendete sich der Hund mit geducktem Kopf wieder ab.
Im Sprechzimmer der Tierarztpraxis angekommen, war ich es dann auf einmal, die die Tränen nicht mehr zurückhalten konnte. Mir war klar, dass wir ihn nicht mehr mit nachhause nehmen würden. Das Rehlein war bei der Oma, da musste ich auf niemanden Rücksicht nehmen. Verständnisvolle Blicke der anderen Frauchchen und Herrchen wechslten sich ab.
Es ging alles sehr schnell. Jetzt liegt er bei uns im Garten. Nein, ein 1 Meter tiefen Loch buddelst du nicht mal so eben. Vor allem nicht, wennn es am Beetrand neben sämtlichen Sträuchern und Bäumen entstehen soll. Viele Wurzeln später fand er dann endlich seinen Platz. Der Kratzbaum steht im Keller, die verbliebenen Spielzeuge und Leckerlies stehen schon zur Weitergabe bereit und ich wundere mich immernoch jeden Tag darüber, wieviele Haare der Kater täglich verloren haben muss. Es müssen Tonnen gewesen sein! Auf jeden Fall sind sie jetzt alle weg. Genau wie das Getrippel auf den Dielen. Kein Begrüßungsmaunzen am Morgen, kein "ich will sofort da rein" Gekratze an der Tür. Ich möchte keine Katze mehr. Nicht jetzt und auch nicht später. Das muss ich so hart sagen, weil sich sonst der Platzhirsch sofort eine Lücke zur Diskussion sucht. Er würde wohl sofort wieder Katzen rückfällig werden. Sein Name war Franky, benannt nach Frank Sinatra.
Er hat Spuren hinterlassen der "Miau". Jede Heimfahrt im Auto werde ich durchs Rehlein an ihn erinnert.
R: "hause!"
ich: "ja, wir fahren nach hause"
R: "Papa!"
ich: "ja, der Papa ist zuhause"
R: "Rieda!"
ich: "genau, die Frieda ist auch zuhause"
R: "Miau!"
ich: "ja......der Miau ist jetzt im Garten...."
Stille. Und jedes mal kommt ein paar Sekunden später noch ein leises "miau" von der Rückbank.

Dienstag, 14. Januar 2014

Ich will Magic!

Heute möchte ich euch von einem Erlebnis berichten, welches mich dazu gebracht hat, mir mehr Magic in meinem, aber vor allem, im Leben meines Kindes zu wünschen.
Vor drei Jahren erzählte mir meine Kollegin in der Kita von einem Projekt zu Weihnachten. Es ging um ein fiktives Wesen, welches die Kinder in vier Stuhlkreisen auf das Weihnachtsfest hin begleiten sollte. "Bella Wolke" sollte sie heißen und ganz ohne konfessionelle Richtlinien auskommen. Sie gibt den Kindern kleine Aufgaben, wie Plätzchenbacken und Baumschmuck basteln und soll im Wesentlichen die geheimnisvolle Zeit und das Gefühl von Begeisterung und Spannung widerspiegeln. "Das ist Magic, weißt du?" sagte sie und ich wusste was sie meinte.
Sofort formte sich ein Bild von Bella in meinem Kopf; wie sie im weißen Glitzerkleid mit einer lieblichen Stimme und fröhlichen Geschichten die Kinder verzaubern könnte.
Da es Keiner machen wollte und ich eh schon immer gerne schauspielerte, stellte ich mich zur Verfügung. So konnte ich Bella so darstellen, wie ich wollte und würde die staunende Aufmerksamkeit der Kinder genießen. Jeder, der es schon einmal erlebt hat, weiß, wie wundervoll es ist, wenn ihn von Vorfreude glänzende Kinderaugen anschauen und sie bereit sind, dir stundenlang zu folgen, vorausgesetzt deine Show ist es wert.
So begannen die Vorbereitungen. Ich schrieb Briefe mit Glitzer im Umschlag, in denen Bella den Kindern von ihrem Besuch erzählte. Die Eltern wurden ebenfalls neugierig und fragten sich wohl, was das mit Weihnachten zutun haben könnte.
Als der große Tag dann kam, hatten wir alles, wirklich alles rausgeholt, was der Verkleidungsfundus so hergab. Das Hochzeitskleid meiner Mutter, Federboa, Barrokperrükke und pinke Fakewimpern, Geschmeide, Seidenhandschuhe und ein Kinderarztkoffer, der mit Hilfe von Watte zum Wolkenkoffer umfunktioniert wurde, machten das Outfit perfekt.
Ihr müsst euch das so vorstellen: Abgedunkelter Flur, alle Kinder sitzen im Kreis und schauen gespannt zum königlichen Stuhl, der extra für Bella dekoriert wurde. Wir hatten so einen Spaß bei den Vorbereitungen, da wollten wir auch nicht auf die Nebelmaschine verzichten, welche die Reise aus den Wolken noch autentischer machen sollte.
Also Knopf gedrückt und mit einem leisen Zischen hüllt sich der Eingangsbereich der Kita in weißen Nebel. Ooooohhhh, aaaahhhhhhhh :-)
Alle Kinder rufen nach Bella. Ich derweilen im Büro, startklar, muss durch das Bürofenster kraxeln, um dann vorne durch die Eingangstür zu schreiten. In meinen Hochzeitsschuhen und im damals eingeschneiten Velbert gar nicht so einfach. Ich hoffe so sehr, dass mir diese Erinnerung ewig bleibt. Wie sie staunen, die Hände vor den Mund schlagen, schüchtern lächeln, dir jedes Wort glauben und ungeduldig auf dem Boden rumrutschen, weil auch sie dir etwas sagen möchten. Nach 20 min war alles vorbei. Ich wieder raus, ins Büro geklettert, abgeschminkt. Ich hatte mein Gesicht noch nicht ganz vom Glitzer befreit, als ich lachende Kindertsimmern hörte, die im Flur anscheinend etwas tolles gefunden hatten. Ein Blick aus der Türe erlaubte mir zu erleben, wie zwei Mädchen und ein Junge mit ihren Händen über den Flurboden wischten, um den dort gesammelten Glitzerstaub in ihren Hosentaschen verschwinden zu lassen. "Da! Da ist noch Bellas Zauberstaub!" rief der Junge und sie verloren sich dabei die Handinnenflächen zu bestaunen und sich zu überlegen, was man sich nun damit verzaubern oder wünschen könnte.
Das meine Lieben ist die Magic. Vorstellungskraft, Fantasie und Wünsche vereint mit einem warmen Gefühl im Bauch.
So ungefähr so die "Bella - Post" aus
Als ich mich im letzten Stuhlkreis von den Kindern verabschiedete, ahnte ich nicht, was ein Satz für Auswirkungen haben würde :" und Kinder, wenn ihr mal eine Wolke am Himmel seht...wer weiß, vielleicht bin ich es, die da oben auf meiner Wolke einen Ausflug macht!"
Noch Monate später im Frühling schauten immer mal wieder Kinder zum Himmel, zeigten auf die Wolken und waren sich 100% sicher, Bella entdeckt zu haben. Eltern erzählten, dass Bellas Foto, welches alle Kinder bekommen hatten, immer noch über dem Bett hänge. So eine Nachhaltigkeit hatten wir nicht ewartet. Im nächsten Jahr war ich schon in Elternzeit und man versuchte ein anderes Weihnachtsprojekt. Als mich letztes Jahr meine Kollegin fragte, war mir sofort klar, dass die Kinder mal wieder ein wenig Magic gebrauchen könnten. Und so verbrachte das Rehlein in der Vorweihnachtszeit etwas mehr Zeit mit Oma und ich fuhr im Dezember öfters nach Velbert.
Das Leben ist mit Magic einfach besser! Würden wir uns mehr in die kindliche Welt begeben, öfters ihren Ideen nachgehen und dies mit Leichtigkeit und Naivität, hätten wir mehr Spaß. Und da ich zu einem absoluten "Magic im Alltag"  Fan geworden bin, komme ich täglich in den Genuss. Auch wenn das bedeutet, wegen den Tauben in der Fußgängerzone einen Termin zu verpassen oder vom Fenster aus den Mond zu beobachten und gemeinsam zu verarbeiten, dass man da jetzt eben nicht "drauf" kann.
Ich danke meiner lieben Kollegin dafür, dass ich nun den Begriff "Magic" immer in Verbindung mit Kindern sehe. Es beinhaltet soviel und doch ist es mit so einfachen Mitteln zu erzeugen. Wenn ich im August zurück in den Job gehe, schlage ich mal bunte Hasenköttel (natürlich gebastelt) für die Osterzeit vor. Wäre es nicht voll Magic, wenn die Kinder die auf der Wiese finden?