Dienstag, 16. Dezember 2014

Mein moralischer Teil

Es ist eine gefühlte Ewigkeit her, seitdem ich hier etwas geschreiben habe. Woran das lag? Keine Ahnung. Lese ich doch täglich von den vollberufstätigen Müttern, die neben Kindern, Haushalt, Job und sinnvoll - präsentier-geeigneten Tätigkeiten, wie Sport und DIY Kram es schaffen, regelmäßig zu bloggen. Ich mache keinen Sport und meine Nähmaschine wurde auch schon ein paar Tage nicht bewegt. Dennoch fühlte es sich in den vergangenen Tagen und Wochen so an, als würden die 24 Stunden nicht reichen. Jetzt habe ich Urlaub und siehe da, mein Rehlein sorgt dafür, dass ich nicht in den üblichen Putzwahn verfalle. Nachdem ich gestern den ganzen Tag mit Halsschmerzen im Bett verbrachte, war ich heute morgen schlagartig fit, als mich ein kleiner Quasimodo aus dem Kinderbett anschielte. Supi, Binderhautentzündung, hatten wir noch nicht. Da hat sich die Natur was Feines ausgedacht! Die eigenen Befindlichekeiten rücken in den Hintergrund und lösen sich auf. Zumindestens so lange, bis man wieder Luft holen kann. Aber mal ehrlich, so eine Binderhautentzündung ist zwar blöd, stört aber nicht beim Spielen und Rumrennen. Nur leider bedeutet das 2 Tage Kitaverbot und ich hatte mir so viel vorgrnommen. Allerdings bekomme ich dafür viele schöne Stunden mit dem Rehlein geschenkt. Selbst gedichtete Kinder und Weihnachtslieder tönen den ganzen Tag durch die Wohnung, ich übe mich im "Chaosertragen" und bin dankbar dafür, dass sich das Rehlein so wenigstens nicht die nächste Krankheit aus dem Kindergarten abholt *klopf, klopf*.
Das Thema Krankheiten hat mich seit dem Kruppanfall lange beschäftigt. Emotional meine ich. Dadurch, dass ich nicht arbeiten konnte, hatte ich zuhause ein schlechtes Gewissen. War ich in der Firma, dachte ich an das hustende Rehlein und wieder kratzte die Moral in meinem Kopf. Das war sehr anstrengend. Und so habe ich für das neue Jahr auch nur einen einzigen Vorsatz: Ich werde mir meinen moralischen Richter, der in meinem Kopf für das schlechte Gewissen sorgt, umerziehen! Ich kann nicht allen Rollen gleichzeitig gerecht werden und das will ich auch gar nicht. Naja, ein Teil von mir möchte das schon. Doch ich habe erkannt, dass dieser moralische Teil mein Verhalten beeinflusst. So backte ich bei völliger Erschöpfung am Nikolausabend noch drei verschiedene Plätzchensorten, weil ich den Nachbarn alle Jahre wieder einen Teller bunter Vielfalt hingestellen wollte. Ich putze ständig die Fenster, weil es mich stört, wenn ich die getrockneten Regentropfen darauf sehe und schäme mich innerlich, wenn der Rasen nicht gemäht ist. Mit anderen Worten, ich habe einen Hang zum Perfektionismus und einen nervigen Moralapostel im Kopf. Nicht, dass mich das früher so gestört hätte. Da konnte ich es aber noch voll ausleben. Jetzt mit dem Job bleibt nicht mehr viel Zeit dafür. Ich möchte viel lieber auf dem Sofa mit meinem Kind kuscheln und Budenbauen, anstatt schon wieder an den Staubsauger zu denken. Glücklicherweise trägt das Rehlein ja nicht nur meine, sondern auch die Gene vom Platzhirsch in sich. Und so bleibt die Hoffnung, dass unsere Tochter sich nicht zum Perfektionisten entwickelt. Ich gebe mein Bestes ein gutes Vorbild zu sein und stelle mit Blick ins Wohnzimmer fest, dass ich auf einem guten Weg bin!

Dienstag, 23. September 2014

"Der Papa macht das!"

Liebe Leute, wir befinden uns in einer spannenden Phase. Das Rehlein löst sich von mir, erkundet tapfer seinen neuen Lebensraum Kita und genießt offensichtlich die Gegenwart der Kinder dort; auch weil es dort nicht nonstop unter Beobachtung steht. Zudem beginnen sekundäre Bezugspersonen, wie die beiden Omis an Bedeutung zu gewinnen. Die Trotzphase, oder wie ich sie lieber nenne, Selbstständigkeitsphase hat ihren Höhepunkt erreicht. Stellt euch folgende Situation vor. Ich bastel mit dem Rehlein gemütlich. Es klebt, malt und fummelt mit allmögliche Materialien herum. Ich sitze dabei, benenne nur ( sieh auch Marte Meo: http://frauchenfrieda.blogspot.de/2013/11/marte-meo-entschlusselt-die-botschaft.html) und alles ist gaaanz entspannt. Plötzlich hebt sich der Blick des Rehleins, es sperrt die Augen auf und kreischt energisch : " Ich mach das!" Ich bleibe cool. Toll, wenn sie Aufgaben alleine bewältigen möchte. Gut, wenn sie sich diesbezüglich ausdrücken kann. Machmal schwierig wird es, wenn mein Kind von seinem Gefühl der Ambivalenz überwältigt wird und nicht mit und nicht ohne die Mama durch eine Situation kann. Doch auch dies entspricht der normalen Entwicklung. Trotzdem bin ich hin und wieder überrascht, wie extrem sich das Rehlein um seine Selbstständigkeit bemüht. Nun gut. Jetzt haben wir ja die Trennung von mir im Kindergarten mehr als erfolgreich gemeistert. Großes Lob an dieser Stelle an die Traumerzieherinnen! Und somit hat mein Kind den ersten Schritt gemacht und muss sich ja auch für seine weitere Entwicklung immer mehr von unserer symbiotischen Beziehung lösen. Es erlebt, dass es auch ohne mich überleben kann, dass ich nicht vollkommen bin. Und hier kommt der Papa ins Spiel. Als wichtige Bezugsperson hatte er immer schon eine wichtige Stellung. Nun aber braucht das Rehlein ihn, um sich weiter von mir lösen zu können. Quasi wie einen Lotzen, der die Welt ohne Mama erfahrbar macht. Ich möchte Müttern, die das auch durchmachen beruhigen und werdene Mütter darauf vorbereiten. Mädels, macht euch nicht verrückt!Mein Rehlein lenht mich in bestimmten Situationen total ab. Schon wärend des Abendessens macht sie klar, dass der Papa gleich Zähneputzen, Umziehen und Vorlesen gestaltet. Manchmal darf ich sogar nicht gucken, wenn die zwei beschäftigt sind. "Der Papa macht das!" Wichtig ist hierbei, dass der Papa, ebenso wie die Mama nicht enttäuscht, wütend oder ähnliches reagiert. Damit würden wir dem Rehlein die Verantwortung für unsere Gefühle geben. z.B. "jetzt bin ich aber ein bischen traurig, dass du nicht zu mir möchtest.." Wir bleiben gelassen und akzeptieren das. Ich, die zweifelsohne beim Lesen gerne kuscheln würde, um die eigene Sehnsucht zu befriedigen und auch der Platzhirsch, der sich nach getaner Arbeit ein bischen Untersützung bei den Abendritualen wünscht. Ich bin deswegen ja nicht weniger wichtig. Im Gegenteil! Erlebt mein Kind die Akzeptanz seiner Gefühle durch mich, leiste ich einen wichtigen Beitrag zu seiner Entwicklung im Bereich Emotionswissen. Es lernt, dass es seinen Gefühlen vertrauen kann, dass es Gefühle aussprechen und ausleben darf. Natürlich geht das mit dem "der Papa macht das" nicht immer. Dann mache ich es und wir beide zeigen uns einig.
Wir sind gespannt, was sich das Rehlein noch alles einfallen lässt, um unsere Elternkompetenz zu prüfen.
Habt oder hattet ihr auch "Nur der Papa - Phasen"? Her damit, denn geteiltes Leid..ihr wisst schon.

Samstag, 13. September 2014

Erstes "echtes" Wochenende

Die erste Arbeitswoche liegt hinter mir. Tatsächlich ist es so, als wäre ich nie fort gewesen. Es gab einige gesetzliche und konzeptionelle Änderungen, doch der Alltag mit Kolleginnen, Eltern und Kinder  fühlt sich vertraut an. Es gab am ersten Freitag Pflaumenkuchen mit Sahne zum Einstand, womit ich allen eine Freude und den perfekten Einstieg fürs erste "echte" Wochenende gemacht habe.
Ja, ich habe wirklich Spaß! Ich komme morgens gut aus den Federn und auch sonst das Gefühl, alles  zu schaffen. Doch es gibt auch eine Kehrseite. Spätestens gegen 14:00 Uhr werden die Abstände, an denen ich an mein Rehlein denken muss, kürzer.  Wenn jemand weint, jammert oder wütend ist und ich dies vom Büro aus höre, legt sich der Mamaschalter um. Was ist da wohl los? Fühlt sich das Kind nicht wohl? Ist es überfordert? Vermisst es seine Mama? Um es ganz deutlich zu sagen, meine Muttergefühle beherrschen mich kurzzeitig. Bei 60 Kindern kommt es eben vor, dass Gefühlausbrüche die Bürotüre erreichen und zwangsläufig frage ich mich dann, wie es meinem Kind gerade geht. Es ist kein beklemmendes oder unangenehmes Gefühl. Es reißt mich nur kurzzeitig aus meiner Konzentration. Und wenn ich dann auf der Autobahn bin, in Richtung Oma fahre, freue ich mich riesig auf einen festen Drücker! Der Nachmittag ist verständlicherweise kurz und ich achte darauf nicht noch mehr Termine reinzuquetschen. Das Rehlein schlägt sich gut, doch natürlich ist ein ganzer Tag Kindergarten für ein kleines Kind von zwei Jahren sehr anstrengend. Meistens fällt zuhause der Stress von ihr ab. Wie ein Vorhang oder manchmal auch wie ein dicker Brocken. Dann knatscht sie, ohne dass ich den Grund dafür immer gleich parat habe und ihre Kooperationsfähigkeit schrumpft auf das Nötigste. Bis jetzt kommen wir damit gut zurrecht. Ich lasse den Haushalt liegen und wir lesen ein Buch oder kuscheln. Irgendwann möchte sie eh ihre Ruhe und verschwindet im Kinderzimmer.
Dann beobachte ich sie heimlich am Türrahmen minutenlang und versuche zu begreifen, wie die Zeit uns so überholen konnte. Vielleicht liegt es an dieser Wehmut, dass sich das Abendessen ab jetzt immer öfter in ein "kindgerechtes Spaßgericht" verwandelt. Habe ich etwa ein schlechtes Gewissen?


Ich denke, ich muss mich einfach daran gewöhnen, mein Kind Stück für Stück loszulassen. Ein Prozess, der ab jetzt erst wieder endet, wenn wir das Rehlein glücklich verheiratet wissen. Wie heißt es doch so schön? Man wächst mit seinen Aufgaben...Jetzt sitze ich hier in meiner Samstagsmorgenmüdigkeit und lausche den musikalischen Künsten, die sich in der Frühe noch nicht allzu melodisch anhören. Aber hey! Ich hab sie ganz nahe bei mir, keine Termine und jede Menge Kaffee. Es handelt sich im Übrigen um den Sandmännchensong, der sich mit ganz viel Konzentration und grenzenloser Liebe für mein Rehlein sogar annähernd danach anhört ;-)

Dienstag, 2. September 2014

Nur noch einmal schlafen

Der letzte Abend als Mutter in Elternzeit. Und wisst ihr was? Es fühlt sich gut an. Hätte ich noch vor einem Monat gar nicht gedacht. Zu groß waren die Sorgen, ob die Organisation mit der Rehleinkita, der eigenen Kita und dem Platzhirsch hier zuhause klappt. Nun habe ich den Alltag einer vollzeitarbeitenden Mama noch gar nicht erlebt und trotzdem weiß ich, dass alles klappen wird. Wir haben alle drei gut mitgearbeitet, damit wir entspannt in den neuen Lebensabschnitt starten können. Der Platzhirsch und ich haben die morgentliche Routine neu eingespielt und er bringt das Rehlein seit zwei Tagen alleine zur Kita. In dem neuen "Flitzeauto", das anscheinend so viel cooler ist als das alte Auto. Heute gab es Geschrei, weil ich das Rehlein eben mit dem alten Auto abgeholt habe. Das alte Auto ist übrigens 3 Jahre alt und gerade abbezahlt, noch sehr schön inkl.bequemem Kindersitz. Allerdings ist jetzt das Auto vom Papa angesagter und natürlich ist auch der Kindersitz darin besser, schöner, toller! Kommt mir ganz recht. Auch, dass der Platzhirsch immer wichtiger für das Rehlein wird. Eben durfte ich nicht mittanzen.Eine kurze Geste mit der Hand "Die Mama...nicht! Lieber in die Küche!"
Da fällt dir dann nichts mehr ein. Ich habe generell das Gefühl, dass es dem Rehlein gut tut ein bischen Abstand von mir zu bekommen. Hört sich vielleicht hart an, entspricht aber einer gesunden Entwicklung. Seitdem es den Kindergarten besucht, ist es wesentlich entspannter, wenn sich unbekannte Personen nähern. Hin und wieder flirtet man auch an der Supermarktkasse. Nur drei Wochen zuvor, schien es eine schwere Körperverletzung zu sein, das Rehlein auch nur anzuschauen. Abgesehen vom Sprachschatz, der sich rasant entwickelt, zeigen sich immer mehr neu erworbene Spiel-  und Handlungsmodelle.
Sicher wird es nicht immer einfach sein. Ich sehe mein Rehlein jetzt 21 Stunden nicht. Morgens kann ich es nicht zur Verabschiedung wecken, weil ich so früh los muss. Und dann  bin ich eben erst gegen 16:45 Uhr zuhause. Wir sind in der glücklichen Lage zwei wundervolle Omas zu haben, von denen eine nicht berufstätig und die andere im Kindergarten des Rehleins ist. Also viel Zeit für unsere kleine Maus! Zudem vertraue ich beiden total. Auch das Vertrauen in meinem Mann (und dies war vorher natürlich auch schon da) ist gewaltig gewachsen. So konnte ich die letzten Tage erleben, wie es auch wunderbar ohne mich morgens klappt. Auch das "Abgeben" im Kindergarten geht super. Er hat ja auch noch nie das Vertrauen vom Rehlein missbraucht, war immer verfügbar und eine stabile Größe in ihrem Leben.
Ich bin ganz schön stolz auf meine beiden Wichtigmenschen! Die sind ein gutes Team. Wir sind ein super gutes Team. Unsere kleine Familie ist in den zwei Jahren mit Kind zu einer Oase der Sicherheit geworden, ohne die ich mir ein Leben nicht verstellen kann. Ich freue mich auf alle weiteren Stationen und bin besonders gespannt, wie ich meine beiden Jobs und Rollen unter einen Hut bekomme...
Challenge accepted!

(Mama, ich übersetze: Herausforderung angenommen!)  ;-)

Sonntag, 17. August 2014

2 Jahre Rehlein

Mein kleines Rehlein. In Superultraschallgeschwindigkeit bist du 2 Jahre alt geworden. Nachdem ich das erste Jahr noch begreifen konnte, stellt sich mein Verstand, bei dem Versuch das zweite zu erfassen, einfach quer. Wie konnte das so schnell passieren?!
Du bist heute zwei Jahre und drei Tage alt. 93 cm groß und 11,8 kg schwer. Du hast Schuhgröße 25/26 und ich kaufe nix mehr unter 98/104 Kleidergröße.
Wenn du rennst, bleibt mir immer noch ab und zu das Herz stehen, so wackelig erscheint mir dein Flitzemodus. Doch nur selten geht was schief. Klettern, rennen, balancieren und springen klappt alles super
Dein Wotschatz erweitert sich täglich und gerade jetzt, nach zwei Wochen Kindergarten, sind wir immer wieder platt, was für Redewendungen du verwendest.
Aktuelle Favoriten:
"Das darf doch nicht wahr sein!"
"Alter Schwede!"
"Ach du meine Güte!"
Grundsätzlich kannst, möchstest und weißt du alles, was Mama und Papa können, möchten und wissen.
Der große Trotzanfall lässt noch auf sich warten und bis jetzt zeigst du eine große Kooperationsbereitschaft.
Du gehst aufs große Klo, aber bis jetzt nur als Trockenübung. Schlafen und Essen...ganz ehrlich? Völlig unkompliziert. Da haben wir wohl einfach Glück gehabt! Du isst und trinkst selbstständig. Die Flasche abends habe ich vor ca zwei Monaten einfach weggelassen. Stattdessen abends noch einen Schluck Wasser aus dem coolen pinken Becher. Dies hat irgendwie gereicht, um dich zu überzeugen. Ja, auch hier einfach Glück gehabt ;-) Viel spannender ist es aber, wie sich dein Character entwickelt. Du singst oder summst sehr viel. Ich kann die, dir bekannten Melodien gut erkennen. Bücher sind nach wie vor wichtig für dich. So ließt du dir oder deiner Puppe regelmäßig etwas vor. Zuhören lohnt sich immer, denn das ist zuckersüß und zum Totlachen! Du hast die ersten Freundschaften geschlossen, die durch regelmäßige Kontakte wirklich von großer Bedeutung für dich sind. Ich sehe dies daran, dass du mit deinen Freunden am Spielhandy telefonierst, Geschichten über sie erfindest oder auch beim Gute Nachgebet an sie denkst. Du gehst für eine Zweijährige recht sorgsam mit deinen Spielsachen um. Spielst ganze Einkaufsscenarien nach und fährst gefühlte 100 mal am Tag mit deiner Puppe in den Urlaub. Bei all dem Spielzeug, das du angesammelt hast, spielst du im Moment doch am liebsten mit dem Papa "Eismaschine". Dabei setzt ihr euch vor die Heizung und du schraubst an dem Temperaturregler rum. Der ist Waschbecken und Maschine zusammen. Immer wieder geht die Eismaschine kaputt, damit der Papa sie reparieren kann. Er macht dabei spannende Reperaturgeräusche und du himmelst ihn an und bekommst gar nicht genug von diesem Spiel. Du verwendest im Spiel unterschiedliche Stimmlagen und schlüpfst schon in verschiedene Rollen. Wir konnten dir einen großen Fundus an Spielfähigkeiten mitgeben, die dich im Kindergarten sicher zu einer beliebten Spielpartnerin machen. Überhaupt beschäftigst du dich gerne alleine, kramst in deinen Sachen rum und quasselst non stop vor dich hin. Du hast viel Sinn für Humor und ich wiederhole die Gags nur zu gerne für dich immer und immer wieder, nur um deine Quitschelache zu hören.
Du magst es nicht, wenn dir fremde Leute in die Augen schauen. Ist dir irgendwie zu nah, denke ich. Doch nach einer kleinen Weile wirst du mutiger und begegnest allen offen und freundlich. Leider kommst du selten kuscheln, doch damit komme ich zurecht. Wir haben viele kleine Rituale, mit denen wir uns unsere Zuneigung zeigen. So wird sich abends vor dem Schlafengehen immer noch einmal gedrückt. Alle drei mit umschlungenden Armen. Dabei klopfst du uns mit einem weisen Gesichtsausdruck liebevoll auf die Schultern.
Mein Kind, mein Herz ist bis zum Rand gefüllt mit Liebe für dich. In manchen Momenten läuft es über und dann tut es ein wenig weh. So bist du mir am Freitag das erste Mal in die Arme gelaufen, als ich dich aus der Kita abgeholt habe. Dafür hattest du vorher wahrscheinlich keine Kopf. Dabei hast du laut gelacht und wir haben kurz alles um uns herum vergessen. Ich lerne gerade dich loszulassen...ein kleines Stück. Wenn ich sehe, wie du selbstständig die Welt eroberst und dir deine Freiräume erkämpfst, platze ich vor Stolz! Jeden Tag aufs neue glaube ich, dich nicht noch mehr lieben zu können, bis du mich im nächsten Moment eines besseren belehrst.
Mein Rehlein, meine Zaubermaus, mein Wunder, meine große Tochter. Ich wünsche dir und uns als Familie, dass du dich so entwickeln kannst, wie es deiner kleinen Seele am besten gefällt!

Dienstag, 12. August 2014

Nur eine Mami

Ich habe mich richtig dolle auf`s Wochenende gefreut. Seit einer Woche gehen das Rehlein und ich nämlich morgens zur Eingewöhnung in den Kindergarten. Das ist toll und spannend, doch ich habe schon nach vier Tagen unsere Vormittagsrituale vermisst. Morgens habe ich es nicht an den Rechner geschafft, die gemeinsame Hunderunde musste bis mittags warten und es gab einfach nicht dieses Rumgeschlumpfe. Das bereitet uns schon mal etwas auf den harten Alltag vor, der bald beginnt.
Ich glaube, das letzte Mal habe ich mir so viele Gedanken gemacht, als die Geburt näherrückte. Ich kann vieles planen, doch am Ende muss ich mich einfach drauf einlassen und sehen was kommt. " Et kütt wie et kütt..." ist einfach nicht mein Lebensmotto, doch ich arbeite dran! Da mir gerade so viele Dinge im Kopf rumschwirren, habe ich auch nicht die Ruhe gefunden um zu schreiben. Dabei hat sich das Rehlein so sehr verändert! Es quasselt wie ein Wasserfall und hat ein wahres Elefantengedächnis. Es weiß auch, dass es bald Geburtstag hat und wünscht sich von der Mama einen großen Kuchen mit Streuseln und Sahne. Damit wäre das Kind zufrieden...doch ihr wisst ja wie die ersten Geburtstage laufen.
Bis jetzt klappt die Eingewöhnung ganz gut. Die Kita arbeitet nach dem Berliner Modell, welches wir auch in meiner Einrichtung anwenden. Kenn ich also. Dennoch, die Gefühle fahren Achterbahn. Das Rehlein hat heute z.B. geweint als ich gegangen bin, ließ sich aber von der Bezugserzieherin rasch beruhigen. Hat keine 20 Sek gedauert. Weiß ich, weil ich an der Ecke im Flur stand und alle meine Sinne aufs Hören konzentriert habe. Habe also nix gesehen, nix gerochen, nix gefühlt oder geschmeckt. Nur gehört, ob mein Kind sich beruhigt. Ich finde auch, sie könnte sich das herzzerreißende "Maaaaamiiiiiiii, meine Maaaammmmiiii" sparen! Leute, das macht mich fertig! Aber wie gesagt, sie spielt, lacht, kramt und hat dann auch Spaß. Fragt nicht nach mir, erobert eben jetzt eine Welt, in der ich nicht das Sagen habe. Und das ist auch gut so! Die Herzensfreundin vom Rehlein geht auch in ihre Gruppe. Das macht es für alle schöner! Für`s Rehlein und die Freundin, weil sie sich haben und das Sicherheit gibt und für mich und die Mama der Freundin, weil wir uns haben und geteiltes Leid ist eben halbes Leid. Es wartet sich eindeutig besser zu zweit. Morgen schauen wir wie das mit dem Mittagessen klappt. Für eine noch nicht ganz Zweijährige ist das am achten Tag super. Ich denke, dass alle Mamas und Papas auf der Welt, ob sie nun auf dem Flur warten oder gleich abdüsen, gerne Mäuschen spielen würden. Es fehlt der kurze Blick ins Kindergesicht, der einem sofort verrät. ob eben wirklich alles ok ist. Doch dies muss ich lernen auszuhalten. Mal sehen, wie ich morgen den Vormittag verbringe. Für dreieinhalb Stunden lohnt es sich schon nachhause zu fahren. Besser nicht in die Stadt...gehöre ich doch zu den sog. Stressshoppern, die gerne unnötige schöne Dinge kaufen, wenn sie nervös sind. Dreieinhalb Stunden freie Zeit...das muss ich, glaube ich, auch ersteinmal wieder lernen. Habe ich schon erwähnt, dass ich mich mittlerweile wirklich - und ich meine es wirklich ehrlich - wieder auf meine Arbeit freue? Nachdem ich das Rehlein so selbstständig und glücklich im Kindergarten sehe, beruhigen sich meine Gedanken. Ganz gespannt bin ich darauf mit einer neuen Rolle, nämlich die der Mutter, in meinem Job den Eltern zu begegnen. Ich habe an Autenzitität gewonnen und werde die Sorgen und Ängste der Eltern vielleicht intensiver oder einfach anders wahrnehmen.
Auf jeden Fall - und da möchte ich auch ehrlich sein - freue ich mich auf mein Gehalt! Welches ich natürlich sicher und vernünftig einsetzen werde *räusper*, nachdem ich mir neue Klamotten geshoppt habe!
Bis dahin bin ich einfach nur eine Mami, die im Flur der Kita sitzt und dank ihrer Muttergefühle, bei jedem Knatschen aus der Gruppe einen kleinen Herzinfakt bekommt.





Mittwoch, 7. Mai 2014

10 Cent

Jetzt muss ich Euch doch noch schnell vom gestrigen Abend berichten. Ich wickel das Rehlein auf der Wickelkommode. Plötzlich würgt dieses und ich sehe, wie sich ein 10 Cent Stück im Rachen des Rehleins befindet. Zack - umgedreht und kräftig auf den Rücken geklopft. Leider ohne Erfolgt. Nach drei Sekunden Würgen, die sich für mich wie Stunden angefühlt haben, atmet das Rehlein wieder normal und sagt im fröhlichen Ton : "Oh, Geld schluckt!"
Herrje, ich habe mich so sehr erschrocken! Wie zur Hölle kommt die an das Geld? Sie muss es in der Hand gehabt haben und dann ist es wohl ausversehen in ihren Mund gefallen...von oben eben als sie auf dem Rücken lag. Auf jeden Fall ist es jetzt im Rehlein. Mein erstes Gefühl war relativ entspannt. Hört man doch ständig von Kindern, die irgendwas verschlucken. Doch der Platzhirsch hat mich wahnsinnig gemacht! Ich wurde von ihm echt zusammengestaucht, wie denn das Geld da rumliegen kann usw. Ich habe dann verschiedene Leute angerufen, bis mir eine Kinderärtzin im Krankenhaus die Ruhe wiedergab. Da das Rehlein nicht gehustet hatte und auch keine Anziechen von Schmerzen zeigte, solle ich einfach den Windelinhalt die nächsten drei Tage checken und hoffen, dass es bis dahin wieder draußen ist. Obwohl ich mir ja denken konnte, dass das heute morgen noch nicht der Fall sein konnte, habe ich trotzdem das morgentliche Ergebnis gecheckt und ganz ehrlich...das ist wirklich nicht so schön. Mein Kind zu wickeln war noch nie unangenehm. Und alle Eltern kennen die unglaublichen Stinkbomben gerade in einer Krankheitsphase, doch darin rumzustockern ist nochmal ne andere Nummer. Jetzt futtert das Rehlein getrocknete Aprikosen und Äpfel und ich hoffe soooo sehr, dass sich das von alleine erledigt und wir nichts weiter unternehmen müssen. Schließlich kann sich eine Münze auch iregndwo in eine Falte legen und dann müsste sie operativ entfernt werden. Also bitte Daumendrücken! Jetzt warte ich noch auf den Rückruf des Kinderarztes, von dem ich mir auch nochmal die "Wartevorgehensweise" bestätigen lassen möchte. Dank Google weiß ich jetzt auch wirklich alle Fakten zum Thema und beobachte mein Kind auf Schritt und Tritt. Irgentwie bescheuert, als würde das Centstück plötzlich aus ihrem Mund fallen! Als ich meine Mutter und deren Freundin angerufen habe, haben mich übrigens beide unabhängig voneinander gefragt, ob ich denn nie Michel aus Lönneberger geschaut habe. Der hat wohl auch so einiges verschluckt. Ich möchte aber auch nicht erleben, wie mein Rehlein mit dem Kopf in einer Suppenschüssel steckenbleibt! Mannomann, da machste was mit!

♥ Holland ♥

Der erste Urlaub mit der ganzen Familie, liegt nun schon vier Tage zurück und wir werden wohl noch eine ganze Weile davon zehren! Es war wirklich eine rundum gelungene Aktion, obwohl ja alles etwas turbulent angefangen hatte. So eröffnete mir meine Mutter drei Tage vor der Reise, dass es ein Missverständnis bei der Buchung gab und wir den Hund nicht mitnehmen können. Das brachte uns ganz schön aus der Bahn, sah ich uns doch schon seit Wochen vor meinen inneren Auge mit dem Hund am Strand lang laufen. Zum Glück fanden wir eine geeignete Unterbringung und zum Glück haben wir es vorher und nicht erst vor Ort in Holland erfahren. Vielleicht war es auch ganz gut so, denn es wimmelte dort vor Hunden. Am Spielplatz, im Restaurant, am Strand, einfach püberall! Schön, wenn man einen aufgeschlossenen und entspannten Hund hat. Eher schlecht, wenn man unseren Hund hat. Trotzdem steht fest, dass er das nächste Mal mitkommt und es wird auf jeden Fall ein nächstes Mal geben, denn:


  • die Fahr war pippifax - drei Stunden
  • die Anlage ist ein Traum, alles sehr gepflegt
  • das Häuschen war auch super - mit Sauna, vier Schlafzimmern und Garten
  • der Strand 3 min Fußweg
  • ach...der Strand
  • weltbeste Pommesbude an der Ecke
  • Shoppingbedürfnis hätte bei voller Urlaubskasse voll befriedigt werden können
  • auch mit mehreren Personen, findet sich für jeden etwas
Wir waren dort schon mehrmals, doch noch nie mit so vielen Leuten. Diesmal eben mit dem Rehlein, Opi und Omi, meinen Brüdern und deren besseren Hälften. Wir haben bis in die Nacht geredet und gelacht, alte Videos geguckt und uns dabei doch noch ein bischen besser kennengelernt. Natürlich hieß so eine groeß Familienbande für das Rehlein nonstop Bespaßung. Für mich bedeutete dies zum Beispiel in Ruhe duschen und saunen und minutenlang aufs Meer gucken, weil so viele Andere ein Auge auf das Kind werfen konnten und wollten. Erst war ich etwas verwundert, dass wirklich alle relativ früh aufgestanden sind. Ok, die Häuser dort sich auch mehr als hellhörig und wenn Kinder wach sind, sind sie eben nicht leise. Doch ich glaube, dass es einfach alle genossen haben, das Rehlein beim Spielen zu beobachten, sich dazuzusetzen und selber ein bischen Kind zu sein. Das Rehlein spielte stundenlang im Sand, sammelte Muscheln und war einfach nur zufrieden. Die gute Seeluft sorgte für reichling Hunger und ruhige Nächte, die auch nicht allzu früh endeten. Im Gegensatz zum letzten Uralub in der Schweiz, war unsere Maus wirklich unkompliziert. Der Rehleinpapa und ich haben uns in die Ecke von Holland verliebt und planen schon den nächsten Urlaub, denn eins ist uns schon lange klar: ein Urlaub ohne Kinder mag entspannt sein. Doch in Kinderaugen zu sehen, die das erste mal den riesigen Sandkasten sehen, ist unbezahlbar! Bis dahin werden die gesammelten Muscheln großzügig an Freunde und Freundinnen verschenkt und wenn wir gemeinsam die Fotos anschauen, kann sich das Rehlein an die kleinsten Details erinnern und möchte die Geschichte vom Urlaub immer und immer wieder hören.
Es ist also auch eine Überlegung wert, mal öfters im Jahr für ein langes Wochenende dorthin zu verschwinden um wieder aufzutanken. Ich habe jedesfalls jetzt schon wieder Sehnsucht und brauche kein exotisches Lieblingsurlaubsziel, wenn ich mir in drei Stunden die Sonne ins Gesicht scheinen lassen kann, während mich das Meer schon alleine mit seinem Anblick entspannt!




Dienstag, 29. April 2014

von Frau zu Frau

Da gab es mal so eine Doku aus Schweden. Darin war eine Mutter zu sehen, die sehr enttäuscht darüber war, dass ihre 4 jährige Tochter in der Klamottenabteilung eines großen Kaufhauses automatisch zu den pinken Sachen rannte. Diese Mutter hatte ihre Tochter in einer Kita, in der man weder "sie" noch "er" sagt, untergebracht. Dort wolle man den Kindern einfach die Entscheidung selber überlassen, was sie später sein wollen, welche Klamotten sie tragen und mit welchen Spielsachen sie spielen. Ganz ehrlich? Diese Entscheidung möchte ich meinem Kind auch nicht nehmen. Dennoch geht mir diese Art von geschlechtsneutraler Pädagogik dann doch zu weit. Um die eigene Identität entwickeln zu können, begeben sich Kinder im Kindergartenalter geradezu auf die Suche nach Unterschieden zwischen Mädchen und Jungen. So habe ich Sätze wie diese schon tausendemale von Kindern gehört
  • Das ist NUR für Mädchen!/ Jungs
  • Das können NUR Mädchen/Jungen
  • Das ist eine Mädchen - /Jungenfarbe
Manchmal sind die Eltern genervt, weil sie den ganzen Tag dieses "Mädchen - Jungen - Ding" hören. Es scheint also sehr wichtig für die kindliche Entwicklung zu sein, sich klar als Mädchen oder Junge zu definieren. Und bei uns allen löst das biologische Geschlecht eines Kindes - bewusst oder unbewusst - bestimmte Erwartungen, Deutungsmuster und Reaktionstendenzen aus. Dies hat eben auch einen geschlechtertypisierenden Umgang mit dem Kind zur Folge. Wichtig finde ich dabei, dass man z.B. Mädchen auch in ihrer Stärke und ihrem Mut bestätigt und Jungs in ihrer Emotionalität genauso unterstützt!
Als das Rehlein bei ihrem Kumpel zuhause war und begann sich besonders für Motorräder und Autos zu interessieren, wurde mir klar, dass es gar keine "Jungen typische" Spielsachen bei uns gab. Als wir nun noch eine zufällige Begegnung mit einem Bagger auf der Straße hatten, strahlte mein kleines Mädchen wie selten zuvor. Wie schön! Konnte ich mich jetzt durch die Welt der Baustellen und Fahrzeuge kaufen und mir so viele ungestörte Kaffee Stunden verschaffen, denn das Rehlein spielte stundenlang damit. Zu Ostern gab es dann den super coolen Bagger von Playmobil und einen Kinderrasenmäher. Also eher "Jungenkram".  Ich sehe, wie meine Tochter diese Dinge in ihre Art des Spiels integriert und dabei dann doch wieder mädchentypische Sachen spielt. So fährt der Baggerfahrer die Hasen in seiner Schaufel, die dann anschließend getröstet werden müssen, weil sie ständig raus fallen. Trösten ist nämlich gerade hoch im Kurs. Dann werden sie zugedeckt, von der Mama gefüttert und gestreichelt. Vielleicht findet sie die Sachen nur toll, weil sie neu sind. Vielleicht wird sie ein genauso großer Barbiefan wie ich es einmal war. Vielleicht möcht sie später Profifussballerin (wohl kaum bei unseren Genen), Polizistin oder KFZ Mechanikerin werden. Alles gut. Trotzdem kann ich nicht leugnen, dass ich mich auf das erste Mal shoppen und Kaffeetrinken von "Frau zu Frau" freue!

Donnerstag, 10. April 2014

Magische Erinnerungen

Wie alle Eltern, möchte ich den ein oder anderen Moment mit meinem Kind, fest einschließen, um ihn für immer parat zu haben. Augen schließen und abspielen können. Irgentwie wächst dieser Wunsch in letzter Zeit so stark. Vielleicht, weil im August alles anders wird oder weil das Rehlein mal wieder einen riesen Sprung in seiner Entwicklung gemacht hat. Wenn ich mir die Videos von den letzten 1 1/2 Jahren anschaue, bin ich wirklich dankbar für diese Dokumentationshilfe.So kann ich mir die vielen Momente noch einmal anschauen und begriefen, wie schnell Kinder in dem Alter wachsen und sich entfalten.
Doch manchmal braucht man nicht zu filmen. Manche Dinge brennen sich ein. Abends im Bett versuche ich vor dem Einschlafen noch einmal alle wichtigen Ereignisse des Tages abzurufen, um sie besser speichern zu können. Hilft das? Keine Ahnung, es beruhigt mich. So musste ich gestern immer wieder daran denken, wie ich mit dem Rehlein vor dem Zubettgehen noch gebetet habe. Ich sage dann immer ein kleines Kindergebet und danach erzähle ich von unsrem Tag. Und wie ich da so erzählte vom Rutschen und Einkaufen, begann das Rehlein plötzlich von seinen Erinnerungen zu berichten.
R: "Oma daußen Reihe!"
ich: "ja, wir waren bei der Oma."
R: "Oma daußen Reihe!!!"
Ich hatte keine Ahnung. Wenn man nicht weiß, worum es geht, kann man zum Glück mit einer Bestätigung nix falsch machen.
ich: "hmmm, draußen waren wir".
R: "DA REIHE!"
Da viel mir ein, wie ich das Rehlein bei der Verabschiedung noch über den Zaun am Vorgarten gehoben habe, damit es da auf dem kleinen Weg hin und her laufen kann. Und ich erinnerte mich, wie es dabei leise gesungen hat :" Reihe, Reihe, Reihe...."
Wenn ich Dinge aneinanderreihe singe ich immer: " Eine lange Reihe....!" Und da das Rehlein genau die gleiche Melodie verwendete, gehe ich jetzt mal davon aus, dass es den Weg wie eine lange Reihe gesehen hat.
ich :" Ach ja, du bist da bei der Oma auf dem Weg gelaufen!"
Erleichterung in den Kinderaugen Endlich hat die es geschnallt!
R: " Ja! Reihe, Reihe, Reihe!"
Dann konnte entspannt geschlafen werden.
"Irre", dachte ich. An was die sich so alles erinnern.
Das Rehlein weiß wo Oma und Opa wohnen, wo es in unserer Stadt Bagger zu gucken gibt und natürlich auch, in welchem Laden es eine Wurst an der Theke gibt. An was es sich wohl erinnert, wenn es groß ist? Ob es auch die ruhigen, kuscheligen Herzmomente mit Mama und Papa sind? Oder der blöde Moment, in dem das Playmobilmännchen von der Hosentasche herausgefallen und für immer und ewig in unserem schönen Fluß der Itter verschwunden ist? Ich wünsche mir, dass seine Erinnerung an die Kindheit, ein warmes, wohliges Gefühl herbeirufen, dass auch ein wenig Sehnsucht mit sich bringt. So wie ich es fühle, wenn ich an meine Kindheit denke. Dann denke ich nämlich an warme Sommerabende (wisst ihr noch, als es in den Sommerferien tatsächlich sechs Wochen lang warm und sonnig war?), an tolle Verstecke im Garten, Bauchkribbeln an Weihnachten und wie wir alle zu fünft auf Matratzen im Wohnzimmer übernachtet haben. Ich denke daran, dass ich lieber zuhause als im Kindergarten war und dass ich stundenlang spielen konnte. Ich bin davon überzeugt, dass ich alle wichtigen Erinnerungen in mir habe (wie soll ich auch wissen, welche nicht mehr da sind?) Anstatt sich davor zu fürchten, dass alles so schnell vorbei geht, versuche ich jeden Moment bewusst zu erleben. Und so kann auch ein kurzer Blick, eine kleine Berührung oder ein einziges gesprochenes Wort zu einer magischen Erinnerung werden.
Wie gut, dass sich mein Gehirn auch an unwichtigere Dinge, wie an die Wäsche erinnert. Die muss nämlich jetzt aufgehangen werden.

Sonntag, 16. März 2014

Rallalla

Einer der Dinge, die sich der Platzhirsch und ich bereits vor der Geburt des Rehleins vorgenommen hatten, war zum Beispiel, den Fernsehkonsum so gering wie möglich zu halten. Das lässt sich auch ohne Weiteres durchführen, da tagsüber eh nix Vernünftiges läuft und ich es hasse, wenn die Kiste "beiläufig" in Betrieb ist. Wir wollten auch nicht, dass das Rehlein seinen Vater immer nur am Rechner erlebt. Zumindestens hatte ICH diesen Wunsch eindrücklich geäußert. Ist nur ein bischen schwierig, wenn der Papa im Homeoffice arbeitet und sich sein Arbeitsplatz im Wohnzimmer befindet. Glücklicherweise beherrscht er die Fähigkeit des Ausblendens perfekt, stört sich nicht an uns und macht sich selber quasi unsichtbar. Das Rehlein zeigte bislang kein großes Interesse für den PC. Dann kam diese wirklich anstrengende Phase und jedes Angebot wurde wütend und knatschig für blöd befunden. Da hatte ich die glohrreiche Idee, das Lieblingslied des Rehleins bei Youtube zu suchen und fand auch gleich viele Angebote, von ziemlich dämlich, bis irgendwie merkwürdig. Doch dann klickte ich plötzlich auf eine Version, die geradezu entzückend war. Die Vogelhochzeit lief liebevoll animiert ohne viel Tamtam vor unseren Augen ab und wir beide waren hin und weg. Sowas musste direkt 3 mal hintereinander geschaut werden. Das Rehlein gluckste dabei vergnügt und zeigte immer wieder aufgeregt auf den Bildschirm. Am nächsten Morgen, kam sie zu mir gerannt, streckte die Arme hoch und rief :" Arm...Rallalla!" Also "Rallalla" geguckt und zusammen gefreut. 
Ob es auch den kleinen Maulwurf gibt? Oder die kleine Raupe Nimmersatt? Ja, es gibt sie, die schönen unaufgeregten Filmchen, die max 5 min dauern und genau den im Buch geschriebenen Text wiedergeben. Also haben wir nun drei Favoriten, die hin und wieder zum Einsatz kommen, wenn ich z.B. mal den Tisch decken möchte, ohne Kind am Bein. Doch nur, wenn der Platzhirsch da ist und mit dem Rehlein zusammen schauen kann.
Ich habe mich auch stets bemüht, nicht ständig Fotos mit meinem Smartphone zu machen, um nicht allzu viel Interesse des Rehleins am Handy zu wecken. Dieser Versuch war natürlich für`n A....! Unbeobachtet kann ich sie zwar knipsen oder Filmen, aber wenn ich entdeckt werden, hab ich augenblicklich einen kleinen Zwerg auf dem Schoß, der unbedingt und sofort, alles neu Entstandene sehen möchte.
Wir haben uns dazu entschieden, das Rehlein auch in der Zukunft nicht vor irgendwelche Sndungen zu setzten, sondern ausgewählte Videos zu nutzen, um im "Notfall" die Laune zu heben. Und das auch nicht täglich. Im Grunde muss es natürlich jeder selber wissen, ab wann und wieviel Medienkonsum man seinem Kind "antut". Ich persönlich hatte erst mit vier Jahren die Möglichkeit zuhause. Es gab da damals einmal die Woche "Die Sendung mit der Maus" in Schwarz-Weiß. Der Platzhirsch schaute mit vier Jahren zum ersten Mal Star Wars (Eps. 6) und es ist trotzdem ein intelligenter Mann draus geworden. Aber was das angeht, haben wir schon geklärt: Star Wars gibbet definitiv nicht mit vier Jahren fürs Rehlein! Nein auch nicht, wenn es da kein Blut und eine klare "Gut - Böse Darstellung" gibt. Der Platzhirsch ist ein Nerd, der in der Gamesbranche arbeitet. Medien werden also immer einen besonderen Stellenwert bei uns haben. Doch hier gilt Qalität statt Quantität! Entscheidend ist, wie sieht das Entertainmentprogramm ohne Medien aus? Doch Kinder brauchen Zeit. Zeit für sich. Zeit für Langeweile, um aus sich selber heraus eine Idee entwickeln zu können. Ich beginne manchmal ein Freispiel mit dem Rehlein und ziehe mich dann nach einiger Zeit zurück. Ich beschäftige mich alleine mit Haushalt oder Ähnlichem und wenn das Rehlein mit mir zusammen spielen möchte, habe ich auch meistens Zeit dafür. Und wenn es eben mal nicht geht, wird das erklärt. Die Akzeptanz dafür ist logischerweise in dem Alter von 1 1/2 Jahren noch recht gering. Und trotzdem lernt es, sich immer schneller zu regulieren. So klebte es eben noch an meinem Bein und wollte nix alleine machen, jetzt sitzt es mit einem großen Wimmelbuch alleine auf der Cauch.
Ich suche schon länger auf ebay nach meine  liebsten Kinderfilmen und Serien, wie "Kinder aus Büllerbü", "Ronja Räubertochter" und "Es war einmal das Leben" und kann es nicht erwarten diese mit meinem Kind im Kuscheldress auf dem Bett zu gucken. Doch das hat noch Zeit. Bis dahin haben die großen Leute hier zuhause eben häufiger mal den "Rallalla - Ohrwurm".

























Montag, 3. März 2014

Kontrollverlust

Seit fünf Tagen habe ich einen fanatischen Superfan-Stalker hier zuhause.
Nach einem 24 Stunden Fieber ging es los. Plötzlich verwandelte sich mein liebstes Rehlein in einen kleinen Wutzwerg, der wenn er nicht gerade wütend ist, bitterlich knatscht. Dabei heult das Rehlein in herzzerreißenden Tönen. Gerne auch ganz leise und hoch. So, als würde es für eine dramatische Szene im Theater üben. Außerdem klebt es an mir und fordert dies ständig - und ich meine ständig - von mir ein:
R: "Arm"!
Ich: " Ich kann dich jetzt nicht auf den Arm nehmen, weil ich gerade koche/putze/etwas anderes trage/ auf dem Klo sitze"!
R: "Schoß"!
Ich: " Nein, auf den Schoß geht jetzt auch nicht"!
Dann wird kräftig geweint. Und dabei zeigt sich eine erstaunliche Beharrlichkeit, die meistens dazu führt, dass ich - naja ihr wisst schon- meine Tätigkeit unterbreche.
Zunächst schob ich es auf die Zähne. Ist ja auch so einfach, um sich keine weiteren Sorgen machen zu müssen. Doch genauer betrachtet, glaube ich, dass mein Kind beginnt zu verstehen, dass wir beide nicht ein und die selbe Person sind. Das löst bestimmt eine Menge Stress aus, wenn man verzweifelt versucht die Kontrolle über die Mama zu behalten. Da erscheint mir die "Arm- Schoß" Strategie sinnvoll. Leider kann der Rehleinpapa nicht wirklich helfen, da das Kind einfach nicht zu ihm will. Es will schon, doch nur, wenn ich auch dabei bin. Wenn wir im Supermarkt eine Freundin treffen, muss das Rehlein plötzlich anfangen zu weinen. Und ich habe nur wunderschöne und nette Freundinnen. Egal, nicht die Mama - blöd!
Auch beim Essen scheint das Kind völlig von seiner eigenen Ambivalenz überfordert zu sein.
Ich: " Möchtest du Ei?" (Totales ♥ Essen)
R: " Ja!......NEIN..(schrei, heul)...Jaaaaaaa, haben"!
Ja, ich weiß. Ich bin mit einem wundervollen und normalerweise sehr anpassungsfähigen und flexiblen Kind gesegnet. Da haben andere Eltern nicht erst mit 18 Monaten das Gefühl bekommen, sie leben mit einem Kampfgnom. Ich bin wirklich selber schuld, dass ich andere Mütter, auf ihr Nachfragen hin, von unserer heilen Ponyhofatmosphäre erzählt habe. Zu denen muss ich jetzt nicht ankommen um mein Leid zu klagen. Ähhh, ja es sind erst fünf Tage und trotzdem kommt es mir vor wie eine Ewigkeit. Welche Erlösung bringt mir da der Einblick in diverse Fachliteratur, dessen Inhalt ich ja eigentlich aus beruflichen Gründen praktisch auswendig wissen müsste. Habe ich nicht selber den Mamas lächelnd über den Rücken gestrichen und geseuselt: " Sie wissen ja, mit anderthalb entdeckt ihr Kind, dass es nicht die totale Macht über sie und ihre Gefühle hat." Gesichtsausdruck der Mütter immer so: Hat es nicht?
Und jetzt ertappe ich mich, wie ich nervös wegschleiche vom Puppenspiel, um nur einen Kaffe wenigstens halb austrinken zu können, ohne spitze Kinderknochen auf dem Oberschenkel (wie machen die das nur, dass die ihr Gewicht immer so ausbalanchieren, dass...?)
Die Foren im Internet lassen vermuten, dass diese Phase sogar Monate dauern kann. Bestimmt gehts bei uns schneller! *Universumswunsch* und wenn man bedenkt, welche Kriese Kinder in dem Alter durchleben, muss man für einen fanatischen Superfan - Stalker noch dankbar sein. Habe ja schließlich selber auch gerne alles unter Kontrolle, ich alter Steinbock.


Freitag, 14. Februar 2014

18 Monate Rehlein

Der letzte Entwicklungsreport ist nun ein halbes Jahr her und wenn ich so daran zurückdenke, muss ich ein wenig schmunzeln. Denn jetzt mit deinen 1 1/2 Jahren stellst du unsere Welt ganz schön auf den Kopf mein liebes Kind! Ich habe das Gefühl, deine Synapsen explodieren ununterbrochen und jeden Morgen bin ich gespannt, was du mir Neues  von dir zeigst.
Du bist jetzt 83cm groß und 11,5 Kilo schwer. Deine Haare kann ich nur noch mit mehreren Haarspangen bändigen, die dir immer wieder rausrutschen, da deine Haare so glatt sind. Du läufst seit November letzten Jahres und bisher sind wir mit einem Paar Schuhe in der Größe 22 ausgekommen. Noch lässt du dich ganz gerne im Kinderwagen oder Buggy rumschieben. Getragenwerden passt dir dagegen weniger, was du mit "LAUFEN!" im Befehlston alle wissen lässt.
Du quasselst in einer Tour und lernst täglich neu dazu. Vor ein paar Tagen wollte ich es genau wissen und kam auf ca 200 Worte. Am liebsten zählst du alle Familienmitglieder inkl. Partner und Haustiere auf. Du liebst deine Schleichtiere und Bären ("Bearfamily" aus den 80ern, die ich dir vermacht habe) und immer öfter spielst du damit "Mama, Papa, M...."). Bücher kannst du stundenlang verschlingen, wobei du dir selber etwas erzählst und in dich hineinkicherst. Sachen von A nach B tragen ist, wie bei allen Kindern deines Alters groß im Kurs und so bin ich nach wie vor von deiner ungeheuerlichen Kramtechnik beeindruckt. Operation "Schlachtfeld verursachen" beherrscht du perfekt. Siehst du andere Kinder ("Kinner") wirst du ganz euphotisch, hast du sie auch nur auf einer Reklametafel entdeckt. Du hast einen besten Freund, der auch ständig in deinen Erzählungen auftaucht. Er ist in deinem Leben verwurzelt und so ist es natürlich klar, dass in fast jedem deiner Bücher auch einer zu finden ist. Blonder Junge = L....
Du übernimmst Redensarten von uns oder kommentierst Situationen mit Sprüchen, die uns verdeutlichen, wie vorsichtig man jetzt mit Äußerrungen sein muss. Wenn wir mal lauter miteinander sprechen oder streiten, bringt uns dein "mann, mann" wieder auf den Boden der Tatsachen. Wenn ich mich ärger, sag ich das halt und so hälst du mir den Spiegel vor.
Alle Abläufe zuhause hast du verinnerlicht und hällst daran fest. Ich brauche quasi gar nicht mehr selber denken, sagst du mir doch, was ich als nächstes tun soll. Du kennst blau, lila, rot und grün und "zählst" gerne, wobei dein kleiner Zeigefinger auf Dinge tippt, du immerfort "eins, eins, eins" sagst und zustimmend nickst.
Nach wie vor schläfst du durch und lässt dich mittags wie abends problemlos hinlegen *Yeah*.
Du isst alles, mal mehr mal weniger und hast mich gestern das erst mal wissen lassen, dass du keinen Reis, sondern Nudeln haben möchtest. Gerne trinkst du alleine aus dem Becher. Doch wenn es mal mit dem Löffel nicht so klappt, gibst du ihn gerne mit einem bestimmenden "Mama!" an mich ab.
Du bist nun endlich auch zu einem "Kuschelkind" geworden, das mich drückt und küsst und gerne bei mir auf dem Arm ist. So verbringst du die ein oder andere Spielgruppe damit auf meinem Schoß rumzuhampeln, dann aufzuspringen und dich nach wenigen Minuten  wieder auf mich zu werfen, als wäre ich ein Sitzsack oder Klettergerüst.
Du bleibst gerne bei deinen Omas und mein Papa scheint besonders wichtig zu sein. So hast du bis heute nicht vergessen, dass er dir mal mit nackten Füßen die Türe geöffnet hat. Bei jedem Besuch siehst du also erstenmal nach, ob er Socken an hat. Als du in der Puppenkiste ein kleinen blau kariertes Hemd gefunden hast, kamst du mit freudestrahlenden Augen und "Opa, Opa" rufend zu mir gelaufen. Hat halt nur der Opa an, solche Hemden.
Bei all den Dingen die du kannst, ist es doch deine Persönlichkeit, die mich jeden Tag aufs neue fasziniert. Ich schaue mir viele Filme an, die wir, Gott sei dank, so zahlreich von dir gemacht haben. Hätte ich sie nicht, wären so viele Momente einfach fort. Wie du ganz frisch in meinem Arm liegst, meist schlafend und noch so unberührt von dieser Welt. Jetzt bist du bereits geprägt. Geprägt von unseren Werten, unseren Vorstellungen wie man miteinander umgeht und das Leben gestaltet. Ich bedanke mich jeden Tag dafür, dass du ohne Angst, Hunger und Not aufwachsen kannst und Freude und Liebe deine Welt beherrschen. Ganz deutlich wird, dass nicht nur wir dich, sondern auch du uns prägst und uns Dinge zeigst, die in Vergessenheit geraten sind. Ich würde mit dir bis an mein Lebensende einen Käfer im Gras beobachten und den Mond hinter den Wolken suchen und hätte nichts verpasst. Ich sehe mich in dir, wenn du in die Ferne schaust und die Stirn kräuselst und wünsche mir so sehr, dass du eines Tages auch dieses Wunder erlebst! Ich gebe ALLES, damit du so sein kannst, wie du bist.
Du bist mein Glückskind, meine Herzensheilerin, Wundertüte, Zaubermaus.


Freitag, 7. Februar 2014

Löwenmutter

Natürlich bin ich eine Löwenmutter. So, wie alle anderen Mütter auch - immer bereit alles für ihr Kind zu geben, um es vor allen Gefahren und Ungerechtigkeiten des Lebens zu schützen. Nur musste ich bis jetzt das Rehlein nicht wirklich vor Ungerechtigkeiten beschützen. Mal da ein Spielzeug  weggenommen, mal dort grob zur Seite geschoben. Situationen, die ich entspannt beobachten und ggf begleiten konnte. Doch jetzt haben wir ein Kind getroffen, das...sagen wir mal, meine Löwenmutterinsstinke wachgerüttelt hat.
Es geschah in einem großen Babyfachgeschäft unserer Stadt. So ein Laden, in das man einfach gerne geht, weil man auch ohne festes Vorhaben totsicher mit irgendeinem Kram rausgeht, den das Kind nicht wirklich braucht. Wir wollten ein Töpfchen kaufen. Das war dem Rehlein natürlich wurscht. Es hatte schon am Eingang das coole Spielhäuschen entdeckt, welches durch seine elektrische Klingel schon Sekunden nach Betreten des Ladens ein wenig an meinen Nerven kratzte. Doch das Rehlein - zack- "darrrrreeeein" und es wurde nicht mehr gesehen. Es gibt Mütter und natürlich auch Väter, die das Häuschen nutzen, um ihren Einkauf entspannt ohne Kinder verbringen zu können. So wohl auch die Mutter dieses Mädchens, welches eine klitzekleine Herausvorderung darstellte. Zunächsteinmal schob sie sich direkt grob an dem Rehlein vorbei ins Häuschen, wobei sie es mit der Hand gegen die Türe drückte. Verdutztes Rehleingesicht gepaart vom Blick leichter Verunsicherung in meine Richtung. Oh eine Planierraupe denke ich und strecke dem Rehlein meine Hände entgegen. Da dreht sich die Planierraupe um und schubst das Rehlein erneut gegen die Tür.. "HEY"! platzt es auch mir herraus. "Nicht schubsen! Schau mal, sie ist doch viel kleiner als du und du hast genug Platz!" Das Mädchen, ich schätze sie auch 3 bis 4 Jahre zeigt sich unbeeindruckt und dreht sich weg.
 Jetzt muss ich das Rehlein auch nicht mehr bitten das Haus zu verlassen. Freiwillig zieht es mit mir in Richtung Rutsche. Ja...eine Rutsche haben die da auch. Das ist ja immer so eine Sache mit den Spielangeboten für Kinder in einem Laden für Erwachsene. Als wir da ankommen sitzt schon ein ca 9 bis 10 Monate alter Junge oben auf der Rutsche und ruft nach seiner Mama. Die Mama steht in der Autositzabteilung und ruft nur "ich komme gleich, rutsch du mal!" Sie lässt ihn tatsächlich 5 min da oben rufen bis sie kommt. Das ist jetzt nicht so meins - kann noch nicht laufen, hohe Rutsche, sitzt falschrum, andere Kinder, die auch rutschen wollen - und so. Aber hey, ich muss ja nicht die Welt retten und wahrscheinlich ist es ihr drittes Kind . Das Rehlein steht inzwischen vorne an der anderen Rutsche und versucht wie so oft den etwas anderen Weg hinauf. Ich will ihm gerade den richtigen Weg zeigen, da sehe ich im Augenwinkel die Planierraupe auf die Leiter hechten und mit Anlauf und ausgestreckten Beinen auf das Gesicht meines Kindes zurutschen. Gerade rechtzeitig bekomme ich die Unterschenkel des Mädchens zu fassen und schaue ihr fest in die Augen. Ganz ruhig schießt es mir durch den Kopf. Und so spreche ich zu ihr deutlich und leise " Hier sitzt ein Kind unten, du musst erst schauen, bevor du rutscht!" Sie quengelt und versucht sich aus meinem Griff zu befreien. Automatisch werfe ich einen suchenden Blick in den Raum. Keine Eltern da, die ihrem Kind das nochmal erklären könnten? Werde ich von jemanden beobachtet, der mich für rabiat hält? Keiner da, also schnappe ich mir das Rehlein und konzentriere mich auf den Töpfchenkauf. In Anbetracht des geschätzten Alters des Mädchens ging ich davon aus, dass sie bestimmte Verhaltensweisen bereits erlernt haben müsste. Weder das Schubsen noch die Rutschaktion ist versehentlich passiert. Vielleicht wollte sie einfach alleine im Häuschen sein oder wollte mal sehen was geschieht, wenn sie dem kleinen Kind vor ihr ins Gesicht rutscht. Auf jeden Fall machte sich ein Gefühl bei mir breit, welches ich den ganzen Tag nicht mehr los wurde. Das muss das Löwenmuttergefühl gewesen sein. Ich befürchte, dass es mich noch häufiger und heftiger erwischen wird und ich hoffe, dass ich ganz objektiv beurteilen kann, wenn meinem Rehlein mal wieder Gefahren und Ungerechtigkeiten geschehen. Ja nee, ist klar! Dieser Schutzinstikt aus der Steinzeit ist wohl eher für die grobe Gefühlswelt bestimmt und nicht für den sachlichen Austausch. Es ist gut dieses Gefühl zu kennen, doch es bringt nichts es zu unterdrücken. Da bin ich doch lieber ne schnaubende Löwenmutter, als ein schüchternes Kätzchen.

Donnerstag, 6. Februar 2014

Kita - Panik

Nur so viel sei gesagt: Wir haben einen Kitaplatz! Und ich schicke täglich 1000 Dankesgebete los. Denn ich hatte nicht erwartet, dass dies so einen emensen Druck auf die Mütter ausüben könnte! Durch meinen Job weiß ich natürlich, wie die Eltern bangen, immer wieder in der Kita anrufen um sich in Erinnerung zu bringen und was am Tag nach den Zusagen immer los war. Trotzdem war ich erschüttert, als ich am Montag in unsere Spielgruppe kam und erst einmal eine Mama trösten musste, die vor lauter Verzweiflung die Tränen nicht zurückhalten konnte. Sie hatte so auf einen Platz in der katholischen Einrichtung gehofft. Beide haben in der Gemeinde geheiratet, beide sind katholisch und das Kind wurde dort getauft. Trotzdem keine Chance...in diesem Jahr. Eine andere Mutter schimpfte über die Leitung, da ihr moslemisches Kind noch nicht einmal auf der Warteliste war. Eine Mutter erzählte zu Beginn ganz frei raus, dass sie drei Zusagen hätte und wurde daraufhin die ganze Spielgruppenzeit mit kritischen Blicken gestraft. Die kids spielten derweil wie immer ausgelassen und ahnten nichts von den Rivalitäten. Ist es nicht verrückt, dass ich mich jetzt bei den Treffen mit den anderen Muttis eher zurückhalte, weil ich einen der beliebten Plätze in einer eben auch beliebten Kita bekommen habe? Wenn ich mir vorstelle, ich müsste das Rehlein in eine Kita geben, von der ich selber nicht viel halte - schrecklich!
Alle Eltern, gehen wir mal davon aus, wollen das Beste für ihre Kinder und wollen sie daher auch dort unterbringen, wo sie selber ein gutes Bauchgefühl haben. Und die Kita? Die muss auch die Plätze so vergeben, dass eine gute pädagoische Arbeit möglich ist. Es gibt sog. Aufnahmekriterien, die mit unter vom Träger, Elternbeirat oder anderen Gremien aufgestellt werden. Alter und Geschlecht des Kindes, soziale Notlagen der Eltern, Berufstätigkeit und andere Dinge bestimmen so über die Platzvergabe. Und dennoch scheinen sich die Mütter selbst angegriffen zu fühlen.
Es geht halt ums Liebste - da ist Schluss mit lustig. Puhhhhh! Ganz schön hitzig die Stimmung der letzten Tage. Jetzt drücke ich noch die Daumen für ein paar Herzensfreundinnen, die leider noch nicht "versorgt" sind und stelle mich schon mal seelisch darauf ein, im nächsten Jahr wieder selber die zu sein, die den Eltern die gute oder schlechte Nachricht überbringen darf. The same procedure as every year - Kita - Panik...

Freitag, 24. Januar 2014

"miau"

Jetzt sind wir nur noch drei. Vor einer Woche mussten wir schweren Herzens den Kater einschläfern lassen. Plötzlich, scheinbar über Nacht ging es ihm so schlecht, dass wir gar nicht richtig realisieren konnten was geschieht. Am Tag vor der Spritze lag der Kater abends bei mir auf den Beinen und sah mich ganz feste an. Zuvor hing er eine Nacht in der Tierklinik an der Infusion. Am Wochenende. 300 Euro für Blutuntersuchung und Ultraschall. Nun dachte ich, er würde es schaffen, denn zuhause angekommen fraß und trank er wieder. Und dennoch hatte er diesen Blick in den Augen, der mir ein ungutes Gefühl gab. Das Rehlein ließen wir zu ihm als er in seiner Katerbox saß. Das Rehlein war ganz aufgeregt. Was macht der "Miau" nur in der Kiste?! Die kleinen Finger in die Löcher gesteckt, versuchte es mit ihm Kontakt aufzunehmen. Der Hund spürte so oder so dass etwas nicht stimmte. Einmal wurde dem Kater durch Gesicht geleckt, dann wendete sich der Hund mit geducktem Kopf wieder ab.
Im Sprechzimmer der Tierarztpraxis angekommen, war ich es dann auf einmal, die die Tränen nicht mehr zurückhalten konnte. Mir war klar, dass wir ihn nicht mehr mit nachhause nehmen würden. Das Rehlein war bei der Oma, da musste ich auf niemanden Rücksicht nehmen. Verständnisvolle Blicke der anderen Frauchchen und Herrchen wechslten sich ab.
Es ging alles sehr schnell. Jetzt liegt er bei uns im Garten. Nein, ein 1 Meter tiefen Loch buddelst du nicht mal so eben. Vor allem nicht, wennn es am Beetrand neben sämtlichen Sträuchern und Bäumen entstehen soll. Viele Wurzeln später fand er dann endlich seinen Platz. Der Kratzbaum steht im Keller, die verbliebenen Spielzeuge und Leckerlies stehen schon zur Weitergabe bereit und ich wundere mich immernoch jeden Tag darüber, wieviele Haare der Kater täglich verloren haben muss. Es müssen Tonnen gewesen sein! Auf jeden Fall sind sie jetzt alle weg. Genau wie das Getrippel auf den Dielen. Kein Begrüßungsmaunzen am Morgen, kein "ich will sofort da rein" Gekratze an der Tür. Ich möchte keine Katze mehr. Nicht jetzt und auch nicht später. Das muss ich so hart sagen, weil sich sonst der Platzhirsch sofort eine Lücke zur Diskussion sucht. Er würde wohl sofort wieder Katzen rückfällig werden. Sein Name war Franky, benannt nach Frank Sinatra.
Er hat Spuren hinterlassen der "Miau". Jede Heimfahrt im Auto werde ich durchs Rehlein an ihn erinnert.
R: "hause!"
ich: "ja, wir fahren nach hause"
R: "Papa!"
ich: "ja, der Papa ist zuhause"
R: "Rieda!"
ich: "genau, die Frieda ist auch zuhause"
R: "Miau!"
ich: "ja......der Miau ist jetzt im Garten...."
Stille. Und jedes mal kommt ein paar Sekunden später noch ein leises "miau" von der Rückbank.

Dienstag, 14. Januar 2014

Ich will Magic!

Heute möchte ich euch von einem Erlebnis berichten, welches mich dazu gebracht hat, mir mehr Magic in meinem, aber vor allem, im Leben meines Kindes zu wünschen.
Vor drei Jahren erzählte mir meine Kollegin in der Kita von einem Projekt zu Weihnachten. Es ging um ein fiktives Wesen, welches die Kinder in vier Stuhlkreisen auf das Weihnachtsfest hin begleiten sollte. "Bella Wolke" sollte sie heißen und ganz ohne konfessionelle Richtlinien auskommen. Sie gibt den Kindern kleine Aufgaben, wie Plätzchenbacken und Baumschmuck basteln und soll im Wesentlichen die geheimnisvolle Zeit und das Gefühl von Begeisterung und Spannung widerspiegeln. "Das ist Magic, weißt du?" sagte sie und ich wusste was sie meinte.
Sofort formte sich ein Bild von Bella in meinem Kopf; wie sie im weißen Glitzerkleid mit einer lieblichen Stimme und fröhlichen Geschichten die Kinder verzaubern könnte.
Da es Keiner machen wollte und ich eh schon immer gerne schauspielerte, stellte ich mich zur Verfügung. So konnte ich Bella so darstellen, wie ich wollte und würde die staunende Aufmerksamkeit der Kinder genießen. Jeder, der es schon einmal erlebt hat, weiß, wie wundervoll es ist, wenn ihn von Vorfreude glänzende Kinderaugen anschauen und sie bereit sind, dir stundenlang zu folgen, vorausgesetzt deine Show ist es wert.
So begannen die Vorbereitungen. Ich schrieb Briefe mit Glitzer im Umschlag, in denen Bella den Kindern von ihrem Besuch erzählte. Die Eltern wurden ebenfalls neugierig und fragten sich wohl, was das mit Weihnachten zutun haben könnte.
Als der große Tag dann kam, hatten wir alles, wirklich alles rausgeholt, was der Verkleidungsfundus so hergab. Das Hochzeitskleid meiner Mutter, Federboa, Barrokperrükke und pinke Fakewimpern, Geschmeide, Seidenhandschuhe und ein Kinderarztkoffer, der mit Hilfe von Watte zum Wolkenkoffer umfunktioniert wurde, machten das Outfit perfekt.
Ihr müsst euch das so vorstellen: Abgedunkelter Flur, alle Kinder sitzen im Kreis und schauen gespannt zum königlichen Stuhl, der extra für Bella dekoriert wurde. Wir hatten so einen Spaß bei den Vorbereitungen, da wollten wir auch nicht auf die Nebelmaschine verzichten, welche die Reise aus den Wolken noch autentischer machen sollte.
Also Knopf gedrückt und mit einem leisen Zischen hüllt sich der Eingangsbereich der Kita in weißen Nebel. Ooooohhhh, aaaahhhhhhhh :-)
Alle Kinder rufen nach Bella. Ich derweilen im Büro, startklar, muss durch das Bürofenster kraxeln, um dann vorne durch die Eingangstür zu schreiten. In meinen Hochzeitsschuhen und im damals eingeschneiten Velbert gar nicht so einfach. Ich hoffe so sehr, dass mir diese Erinnerung ewig bleibt. Wie sie staunen, die Hände vor den Mund schlagen, schüchtern lächeln, dir jedes Wort glauben und ungeduldig auf dem Boden rumrutschen, weil auch sie dir etwas sagen möchten. Nach 20 min war alles vorbei. Ich wieder raus, ins Büro geklettert, abgeschminkt. Ich hatte mein Gesicht noch nicht ganz vom Glitzer befreit, als ich lachende Kindertsimmern hörte, die im Flur anscheinend etwas tolles gefunden hatten. Ein Blick aus der Türe erlaubte mir zu erleben, wie zwei Mädchen und ein Junge mit ihren Händen über den Flurboden wischten, um den dort gesammelten Glitzerstaub in ihren Hosentaschen verschwinden zu lassen. "Da! Da ist noch Bellas Zauberstaub!" rief der Junge und sie verloren sich dabei die Handinnenflächen zu bestaunen und sich zu überlegen, was man sich nun damit verzaubern oder wünschen könnte.
Das meine Lieben ist die Magic. Vorstellungskraft, Fantasie und Wünsche vereint mit einem warmen Gefühl im Bauch.
So ungefähr so die "Bella - Post" aus
Als ich mich im letzten Stuhlkreis von den Kindern verabschiedete, ahnte ich nicht, was ein Satz für Auswirkungen haben würde :" und Kinder, wenn ihr mal eine Wolke am Himmel seht...wer weiß, vielleicht bin ich es, die da oben auf meiner Wolke einen Ausflug macht!"
Noch Monate später im Frühling schauten immer mal wieder Kinder zum Himmel, zeigten auf die Wolken und waren sich 100% sicher, Bella entdeckt zu haben. Eltern erzählten, dass Bellas Foto, welches alle Kinder bekommen hatten, immer noch über dem Bett hänge. So eine Nachhaltigkeit hatten wir nicht ewartet. Im nächsten Jahr war ich schon in Elternzeit und man versuchte ein anderes Weihnachtsprojekt. Als mich letztes Jahr meine Kollegin fragte, war mir sofort klar, dass die Kinder mal wieder ein wenig Magic gebrauchen könnten. Und so verbrachte das Rehlein in der Vorweihnachtszeit etwas mehr Zeit mit Oma und ich fuhr im Dezember öfters nach Velbert.
Das Leben ist mit Magic einfach besser! Würden wir uns mehr in die kindliche Welt begeben, öfters ihren Ideen nachgehen und dies mit Leichtigkeit und Naivität, hätten wir mehr Spaß. Und da ich zu einem absoluten "Magic im Alltag"  Fan geworden bin, komme ich täglich in den Genuss. Auch wenn das bedeutet, wegen den Tauben in der Fußgängerzone einen Termin zu verpassen oder vom Fenster aus den Mond zu beobachten und gemeinsam zu verarbeiten, dass man da jetzt eben nicht "drauf" kann.
Ich danke meiner lieben Kollegin dafür, dass ich nun den Begriff "Magic" immer in Verbindung mit Kindern sehe. Es beinhaltet soviel und doch ist es mit so einfachen Mitteln zu erzeugen. Wenn ich im August zurück in den Job gehe, schlage ich mal bunte Hasenköttel (natürlich gebastelt) für die Osterzeit vor. Wäre es nicht voll Magic, wenn die Kinder die auf der Wiese finden?