Freitag, 14. Februar 2014

18 Monate Rehlein

Der letzte Entwicklungsreport ist nun ein halbes Jahr her und wenn ich so daran zurückdenke, muss ich ein wenig schmunzeln. Denn jetzt mit deinen 1 1/2 Jahren stellst du unsere Welt ganz schön auf den Kopf mein liebes Kind! Ich habe das Gefühl, deine Synapsen explodieren ununterbrochen und jeden Morgen bin ich gespannt, was du mir Neues  von dir zeigst.
Du bist jetzt 83cm groß und 11,5 Kilo schwer. Deine Haare kann ich nur noch mit mehreren Haarspangen bändigen, die dir immer wieder rausrutschen, da deine Haare so glatt sind. Du läufst seit November letzten Jahres und bisher sind wir mit einem Paar Schuhe in der Größe 22 ausgekommen. Noch lässt du dich ganz gerne im Kinderwagen oder Buggy rumschieben. Getragenwerden passt dir dagegen weniger, was du mit "LAUFEN!" im Befehlston alle wissen lässt.
Du quasselst in einer Tour und lernst täglich neu dazu. Vor ein paar Tagen wollte ich es genau wissen und kam auf ca 200 Worte. Am liebsten zählst du alle Familienmitglieder inkl. Partner und Haustiere auf. Du liebst deine Schleichtiere und Bären ("Bearfamily" aus den 80ern, die ich dir vermacht habe) und immer öfter spielst du damit "Mama, Papa, M...."). Bücher kannst du stundenlang verschlingen, wobei du dir selber etwas erzählst und in dich hineinkicherst. Sachen von A nach B tragen ist, wie bei allen Kindern deines Alters groß im Kurs und so bin ich nach wie vor von deiner ungeheuerlichen Kramtechnik beeindruckt. Operation "Schlachtfeld verursachen" beherrscht du perfekt. Siehst du andere Kinder ("Kinner") wirst du ganz euphotisch, hast du sie auch nur auf einer Reklametafel entdeckt. Du hast einen besten Freund, der auch ständig in deinen Erzählungen auftaucht. Er ist in deinem Leben verwurzelt und so ist es natürlich klar, dass in fast jedem deiner Bücher auch einer zu finden ist. Blonder Junge = L....
Du übernimmst Redensarten von uns oder kommentierst Situationen mit Sprüchen, die uns verdeutlichen, wie vorsichtig man jetzt mit Äußerrungen sein muss. Wenn wir mal lauter miteinander sprechen oder streiten, bringt uns dein "mann, mann" wieder auf den Boden der Tatsachen. Wenn ich mich ärger, sag ich das halt und so hälst du mir den Spiegel vor.
Alle Abläufe zuhause hast du verinnerlicht und hällst daran fest. Ich brauche quasi gar nicht mehr selber denken, sagst du mir doch, was ich als nächstes tun soll. Du kennst blau, lila, rot und grün und "zählst" gerne, wobei dein kleiner Zeigefinger auf Dinge tippt, du immerfort "eins, eins, eins" sagst und zustimmend nickst.
Nach wie vor schläfst du durch und lässt dich mittags wie abends problemlos hinlegen *Yeah*.
Du isst alles, mal mehr mal weniger und hast mich gestern das erst mal wissen lassen, dass du keinen Reis, sondern Nudeln haben möchtest. Gerne trinkst du alleine aus dem Becher. Doch wenn es mal mit dem Löffel nicht so klappt, gibst du ihn gerne mit einem bestimmenden "Mama!" an mich ab.
Du bist nun endlich auch zu einem "Kuschelkind" geworden, das mich drückt und küsst und gerne bei mir auf dem Arm ist. So verbringst du die ein oder andere Spielgruppe damit auf meinem Schoß rumzuhampeln, dann aufzuspringen und dich nach wenigen Minuten  wieder auf mich zu werfen, als wäre ich ein Sitzsack oder Klettergerüst.
Du bleibst gerne bei deinen Omas und mein Papa scheint besonders wichtig zu sein. So hast du bis heute nicht vergessen, dass er dir mal mit nackten Füßen die Türe geöffnet hat. Bei jedem Besuch siehst du also erstenmal nach, ob er Socken an hat. Als du in der Puppenkiste ein kleinen blau kariertes Hemd gefunden hast, kamst du mit freudestrahlenden Augen und "Opa, Opa" rufend zu mir gelaufen. Hat halt nur der Opa an, solche Hemden.
Bei all den Dingen die du kannst, ist es doch deine Persönlichkeit, die mich jeden Tag aufs neue fasziniert. Ich schaue mir viele Filme an, die wir, Gott sei dank, so zahlreich von dir gemacht haben. Hätte ich sie nicht, wären so viele Momente einfach fort. Wie du ganz frisch in meinem Arm liegst, meist schlafend und noch so unberührt von dieser Welt. Jetzt bist du bereits geprägt. Geprägt von unseren Werten, unseren Vorstellungen wie man miteinander umgeht und das Leben gestaltet. Ich bedanke mich jeden Tag dafür, dass du ohne Angst, Hunger und Not aufwachsen kannst und Freude und Liebe deine Welt beherrschen. Ganz deutlich wird, dass nicht nur wir dich, sondern auch du uns prägst und uns Dinge zeigst, die in Vergessenheit geraten sind. Ich würde mit dir bis an mein Lebensende einen Käfer im Gras beobachten und den Mond hinter den Wolken suchen und hätte nichts verpasst. Ich sehe mich in dir, wenn du in die Ferne schaust und die Stirn kräuselst und wünsche mir so sehr, dass du eines Tages auch dieses Wunder erlebst! Ich gebe ALLES, damit du so sein kannst, wie du bist.
Du bist mein Glückskind, meine Herzensheilerin, Wundertüte, Zaubermaus.


Freitag, 7. Februar 2014

Löwenmutter

Natürlich bin ich eine Löwenmutter. So, wie alle anderen Mütter auch - immer bereit alles für ihr Kind zu geben, um es vor allen Gefahren und Ungerechtigkeiten des Lebens zu schützen. Nur musste ich bis jetzt das Rehlein nicht wirklich vor Ungerechtigkeiten beschützen. Mal da ein Spielzeug  weggenommen, mal dort grob zur Seite geschoben. Situationen, die ich entspannt beobachten und ggf begleiten konnte. Doch jetzt haben wir ein Kind getroffen, das...sagen wir mal, meine Löwenmutterinsstinke wachgerüttelt hat.
Es geschah in einem großen Babyfachgeschäft unserer Stadt. So ein Laden, in das man einfach gerne geht, weil man auch ohne festes Vorhaben totsicher mit irgendeinem Kram rausgeht, den das Kind nicht wirklich braucht. Wir wollten ein Töpfchen kaufen. Das war dem Rehlein natürlich wurscht. Es hatte schon am Eingang das coole Spielhäuschen entdeckt, welches durch seine elektrische Klingel schon Sekunden nach Betreten des Ladens ein wenig an meinen Nerven kratzte. Doch das Rehlein - zack- "darrrrreeeein" und es wurde nicht mehr gesehen. Es gibt Mütter und natürlich auch Väter, die das Häuschen nutzen, um ihren Einkauf entspannt ohne Kinder verbringen zu können. So wohl auch die Mutter dieses Mädchens, welches eine klitzekleine Herausvorderung darstellte. Zunächsteinmal schob sie sich direkt grob an dem Rehlein vorbei ins Häuschen, wobei sie es mit der Hand gegen die Türe drückte. Verdutztes Rehleingesicht gepaart vom Blick leichter Verunsicherung in meine Richtung. Oh eine Planierraupe denke ich und strecke dem Rehlein meine Hände entgegen. Da dreht sich die Planierraupe um und schubst das Rehlein erneut gegen die Tür.. "HEY"! platzt es auch mir herraus. "Nicht schubsen! Schau mal, sie ist doch viel kleiner als du und du hast genug Platz!" Das Mädchen, ich schätze sie auch 3 bis 4 Jahre zeigt sich unbeeindruckt und dreht sich weg.
 Jetzt muss ich das Rehlein auch nicht mehr bitten das Haus zu verlassen. Freiwillig zieht es mit mir in Richtung Rutsche. Ja...eine Rutsche haben die da auch. Das ist ja immer so eine Sache mit den Spielangeboten für Kinder in einem Laden für Erwachsene. Als wir da ankommen sitzt schon ein ca 9 bis 10 Monate alter Junge oben auf der Rutsche und ruft nach seiner Mama. Die Mama steht in der Autositzabteilung und ruft nur "ich komme gleich, rutsch du mal!" Sie lässt ihn tatsächlich 5 min da oben rufen bis sie kommt. Das ist jetzt nicht so meins - kann noch nicht laufen, hohe Rutsche, sitzt falschrum, andere Kinder, die auch rutschen wollen - und so. Aber hey, ich muss ja nicht die Welt retten und wahrscheinlich ist es ihr drittes Kind . Das Rehlein steht inzwischen vorne an der anderen Rutsche und versucht wie so oft den etwas anderen Weg hinauf. Ich will ihm gerade den richtigen Weg zeigen, da sehe ich im Augenwinkel die Planierraupe auf die Leiter hechten und mit Anlauf und ausgestreckten Beinen auf das Gesicht meines Kindes zurutschen. Gerade rechtzeitig bekomme ich die Unterschenkel des Mädchens zu fassen und schaue ihr fest in die Augen. Ganz ruhig schießt es mir durch den Kopf. Und so spreche ich zu ihr deutlich und leise " Hier sitzt ein Kind unten, du musst erst schauen, bevor du rutscht!" Sie quengelt und versucht sich aus meinem Griff zu befreien. Automatisch werfe ich einen suchenden Blick in den Raum. Keine Eltern da, die ihrem Kind das nochmal erklären könnten? Werde ich von jemanden beobachtet, der mich für rabiat hält? Keiner da, also schnappe ich mir das Rehlein und konzentriere mich auf den Töpfchenkauf. In Anbetracht des geschätzten Alters des Mädchens ging ich davon aus, dass sie bestimmte Verhaltensweisen bereits erlernt haben müsste. Weder das Schubsen noch die Rutschaktion ist versehentlich passiert. Vielleicht wollte sie einfach alleine im Häuschen sein oder wollte mal sehen was geschieht, wenn sie dem kleinen Kind vor ihr ins Gesicht rutscht. Auf jeden Fall machte sich ein Gefühl bei mir breit, welches ich den ganzen Tag nicht mehr los wurde. Das muss das Löwenmuttergefühl gewesen sein. Ich befürchte, dass es mich noch häufiger und heftiger erwischen wird und ich hoffe, dass ich ganz objektiv beurteilen kann, wenn meinem Rehlein mal wieder Gefahren und Ungerechtigkeiten geschehen. Ja nee, ist klar! Dieser Schutzinstikt aus der Steinzeit ist wohl eher für die grobe Gefühlswelt bestimmt und nicht für den sachlichen Austausch. Es ist gut dieses Gefühl zu kennen, doch es bringt nichts es zu unterdrücken. Da bin ich doch lieber ne schnaubende Löwenmutter, als ein schüchternes Kätzchen.

Donnerstag, 6. Februar 2014

Kita - Panik

Nur so viel sei gesagt: Wir haben einen Kitaplatz! Und ich schicke täglich 1000 Dankesgebete los. Denn ich hatte nicht erwartet, dass dies so einen emensen Druck auf die Mütter ausüben könnte! Durch meinen Job weiß ich natürlich, wie die Eltern bangen, immer wieder in der Kita anrufen um sich in Erinnerung zu bringen und was am Tag nach den Zusagen immer los war. Trotzdem war ich erschüttert, als ich am Montag in unsere Spielgruppe kam und erst einmal eine Mama trösten musste, die vor lauter Verzweiflung die Tränen nicht zurückhalten konnte. Sie hatte so auf einen Platz in der katholischen Einrichtung gehofft. Beide haben in der Gemeinde geheiratet, beide sind katholisch und das Kind wurde dort getauft. Trotzdem keine Chance...in diesem Jahr. Eine andere Mutter schimpfte über die Leitung, da ihr moslemisches Kind noch nicht einmal auf der Warteliste war. Eine Mutter erzählte zu Beginn ganz frei raus, dass sie drei Zusagen hätte und wurde daraufhin die ganze Spielgruppenzeit mit kritischen Blicken gestraft. Die kids spielten derweil wie immer ausgelassen und ahnten nichts von den Rivalitäten. Ist es nicht verrückt, dass ich mich jetzt bei den Treffen mit den anderen Muttis eher zurückhalte, weil ich einen der beliebten Plätze in einer eben auch beliebten Kita bekommen habe? Wenn ich mir vorstelle, ich müsste das Rehlein in eine Kita geben, von der ich selber nicht viel halte - schrecklich!
Alle Eltern, gehen wir mal davon aus, wollen das Beste für ihre Kinder und wollen sie daher auch dort unterbringen, wo sie selber ein gutes Bauchgefühl haben. Und die Kita? Die muss auch die Plätze so vergeben, dass eine gute pädagoische Arbeit möglich ist. Es gibt sog. Aufnahmekriterien, die mit unter vom Träger, Elternbeirat oder anderen Gremien aufgestellt werden. Alter und Geschlecht des Kindes, soziale Notlagen der Eltern, Berufstätigkeit und andere Dinge bestimmen so über die Platzvergabe. Und dennoch scheinen sich die Mütter selbst angegriffen zu fühlen.
Es geht halt ums Liebste - da ist Schluss mit lustig. Puhhhhh! Ganz schön hitzig die Stimmung der letzten Tage. Jetzt drücke ich noch die Daumen für ein paar Herzensfreundinnen, die leider noch nicht "versorgt" sind und stelle mich schon mal seelisch darauf ein, im nächsten Jahr wieder selber die zu sein, die den Eltern die gute oder schlechte Nachricht überbringen darf. The same procedure as every year - Kita - Panik...