Dienstag, 12. August 2014

Nur eine Mami

Ich habe mich richtig dolle auf`s Wochenende gefreut. Seit einer Woche gehen das Rehlein und ich nämlich morgens zur Eingewöhnung in den Kindergarten. Das ist toll und spannend, doch ich habe schon nach vier Tagen unsere Vormittagsrituale vermisst. Morgens habe ich es nicht an den Rechner geschafft, die gemeinsame Hunderunde musste bis mittags warten und es gab einfach nicht dieses Rumgeschlumpfe. Das bereitet uns schon mal etwas auf den harten Alltag vor, der bald beginnt.
Ich glaube, das letzte Mal habe ich mir so viele Gedanken gemacht, als die Geburt näherrückte. Ich kann vieles planen, doch am Ende muss ich mich einfach drauf einlassen und sehen was kommt. " Et kütt wie et kütt..." ist einfach nicht mein Lebensmotto, doch ich arbeite dran! Da mir gerade so viele Dinge im Kopf rumschwirren, habe ich auch nicht die Ruhe gefunden um zu schreiben. Dabei hat sich das Rehlein so sehr verändert! Es quasselt wie ein Wasserfall und hat ein wahres Elefantengedächnis. Es weiß auch, dass es bald Geburtstag hat und wünscht sich von der Mama einen großen Kuchen mit Streuseln und Sahne. Damit wäre das Kind zufrieden...doch ihr wisst ja wie die ersten Geburtstage laufen.
Bis jetzt klappt die Eingewöhnung ganz gut. Die Kita arbeitet nach dem Berliner Modell, welches wir auch in meiner Einrichtung anwenden. Kenn ich also. Dennoch, die Gefühle fahren Achterbahn. Das Rehlein hat heute z.B. geweint als ich gegangen bin, ließ sich aber von der Bezugserzieherin rasch beruhigen. Hat keine 20 Sek gedauert. Weiß ich, weil ich an der Ecke im Flur stand und alle meine Sinne aufs Hören konzentriert habe. Habe also nix gesehen, nix gerochen, nix gefühlt oder geschmeckt. Nur gehört, ob mein Kind sich beruhigt. Ich finde auch, sie könnte sich das herzzerreißende "Maaaaamiiiiiiii, meine Maaaammmmiiii" sparen! Leute, das macht mich fertig! Aber wie gesagt, sie spielt, lacht, kramt und hat dann auch Spaß. Fragt nicht nach mir, erobert eben jetzt eine Welt, in der ich nicht das Sagen habe. Und das ist auch gut so! Die Herzensfreundin vom Rehlein geht auch in ihre Gruppe. Das macht es für alle schöner! Für`s Rehlein und die Freundin, weil sie sich haben und das Sicherheit gibt und für mich und die Mama der Freundin, weil wir uns haben und geteiltes Leid ist eben halbes Leid. Es wartet sich eindeutig besser zu zweit. Morgen schauen wir wie das mit dem Mittagessen klappt. Für eine noch nicht ganz Zweijährige ist das am achten Tag super. Ich denke, dass alle Mamas und Papas auf der Welt, ob sie nun auf dem Flur warten oder gleich abdüsen, gerne Mäuschen spielen würden. Es fehlt der kurze Blick ins Kindergesicht, der einem sofort verrät. ob eben wirklich alles ok ist. Doch dies muss ich lernen auszuhalten. Mal sehen, wie ich morgen den Vormittag verbringe. Für dreieinhalb Stunden lohnt es sich schon nachhause zu fahren. Besser nicht in die Stadt...gehöre ich doch zu den sog. Stressshoppern, die gerne unnötige schöne Dinge kaufen, wenn sie nervös sind. Dreieinhalb Stunden freie Zeit...das muss ich, glaube ich, auch ersteinmal wieder lernen. Habe ich schon erwähnt, dass ich mich mittlerweile wirklich - und ich meine es wirklich ehrlich - wieder auf meine Arbeit freue? Nachdem ich das Rehlein so selbstständig und glücklich im Kindergarten sehe, beruhigen sich meine Gedanken. Ganz gespannt bin ich darauf mit einer neuen Rolle, nämlich die der Mutter, in meinem Job den Eltern zu begegnen. Ich habe an Autenzitität gewonnen und werde die Sorgen und Ängste der Eltern vielleicht intensiver oder einfach anders wahrnehmen.
Auf jeden Fall - und da möchte ich auch ehrlich sein - freue ich mich auf mein Gehalt! Welches ich natürlich sicher und vernünftig einsetzen werde *räusper*, nachdem ich mir neue Klamotten geshoppt habe!
Bis dahin bin ich einfach nur eine Mami, die im Flur der Kita sitzt und dank ihrer Muttergefühle, bei jedem Knatschen aus der Gruppe einen kleinen Herzinfakt bekommt.





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