Sonntag, 16. März 2014

Rallalla

Einer der Dinge, die sich der Platzhirsch und ich bereits vor der Geburt des Rehleins vorgenommen hatten, war zum Beispiel, den Fernsehkonsum so gering wie möglich zu halten. Das lässt sich auch ohne Weiteres durchführen, da tagsüber eh nix Vernünftiges läuft und ich es hasse, wenn die Kiste "beiläufig" in Betrieb ist. Wir wollten auch nicht, dass das Rehlein seinen Vater immer nur am Rechner erlebt. Zumindestens hatte ICH diesen Wunsch eindrücklich geäußert. Ist nur ein bischen schwierig, wenn der Papa im Homeoffice arbeitet und sich sein Arbeitsplatz im Wohnzimmer befindet. Glücklicherweise beherrscht er die Fähigkeit des Ausblendens perfekt, stört sich nicht an uns und macht sich selber quasi unsichtbar. Das Rehlein zeigte bislang kein großes Interesse für den PC. Dann kam diese wirklich anstrengende Phase und jedes Angebot wurde wütend und knatschig für blöd befunden. Da hatte ich die glohrreiche Idee, das Lieblingslied des Rehleins bei Youtube zu suchen und fand auch gleich viele Angebote, von ziemlich dämlich, bis irgendwie merkwürdig. Doch dann klickte ich plötzlich auf eine Version, die geradezu entzückend war. Die Vogelhochzeit lief liebevoll animiert ohne viel Tamtam vor unseren Augen ab und wir beide waren hin und weg. Sowas musste direkt 3 mal hintereinander geschaut werden. Das Rehlein gluckste dabei vergnügt und zeigte immer wieder aufgeregt auf den Bildschirm. Am nächsten Morgen, kam sie zu mir gerannt, streckte die Arme hoch und rief :" Arm...Rallalla!" Also "Rallalla" geguckt und zusammen gefreut. 
Ob es auch den kleinen Maulwurf gibt? Oder die kleine Raupe Nimmersatt? Ja, es gibt sie, die schönen unaufgeregten Filmchen, die max 5 min dauern und genau den im Buch geschriebenen Text wiedergeben. Also haben wir nun drei Favoriten, die hin und wieder zum Einsatz kommen, wenn ich z.B. mal den Tisch decken möchte, ohne Kind am Bein. Doch nur, wenn der Platzhirsch da ist und mit dem Rehlein zusammen schauen kann.
Ich habe mich auch stets bemüht, nicht ständig Fotos mit meinem Smartphone zu machen, um nicht allzu viel Interesse des Rehleins am Handy zu wecken. Dieser Versuch war natürlich für`n A....! Unbeobachtet kann ich sie zwar knipsen oder Filmen, aber wenn ich entdeckt werden, hab ich augenblicklich einen kleinen Zwerg auf dem Schoß, der unbedingt und sofort, alles neu Entstandene sehen möchte.
Wir haben uns dazu entschieden, das Rehlein auch in der Zukunft nicht vor irgendwelche Sndungen zu setzten, sondern ausgewählte Videos zu nutzen, um im "Notfall" die Laune zu heben. Und das auch nicht täglich. Im Grunde muss es natürlich jeder selber wissen, ab wann und wieviel Medienkonsum man seinem Kind "antut". Ich persönlich hatte erst mit vier Jahren die Möglichkeit zuhause. Es gab da damals einmal die Woche "Die Sendung mit der Maus" in Schwarz-Weiß. Der Platzhirsch schaute mit vier Jahren zum ersten Mal Star Wars (Eps. 6) und es ist trotzdem ein intelligenter Mann draus geworden. Aber was das angeht, haben wir schon geklärt: Star Wars gibbet definitiv nicht mit vier Jahren fürs Rehlein! Nein auch nicht, wenn es da kein Blut und eine klare "Gut - Böse Darstellung" gibt. Der Platzhirsch ist ein Nerd, der in der Gamesbranche arbeitet. Medien werden also immer einen besonderen Stellenwert bei uns haben. Doch hier gilt Qalität statt Quantität! Entscheidend ist, wie sieht das Entertainmentprogramm ohne Medien aus? Doch Kinder brauchen Zeit. Zeit für sich. Zeit für Langeweile, um aus sich selber heraus eine Idee entwickeln zu können. Ich beginne manchmal ein Freispiel mit dem Rehlein und ziehe mich dann nach einiger Zeit zurück. Ich beschäftige mich alleine mit Haushalt oder Ähnlichem und wenn das Rehlein mit mir zusammen spielen möchte, habe ich auch meistens Zeit dafür. Und wenn es eben mal nicht geht, wird das erklärt. Die Akzeptanz dafür ist logischerweise in dem Alter von 1 1/2 Jahren noch recht gering. Und trotzdem lernt es, sich immer schneller zu regulieren. So klebte es eben noch an meinem Bein und wollte nix alleine machen, jetzt sitzt es mit einem großen Wimmelbuch alleine auf der Cauch.
Ich suche schon länger auf ebay nach meine  liebsten Kinderfilmen und Serien, wie "Kinder aus Büllerbü", "Ronja Räubertochter" und "Es war einmal das Leben" und kann es nicht erwarten diese mit meinem Kind im Kuscheldress auf dem Bett zu gucken. Doch das hat noch Zeit. Bis dahin haben die großen Leute hier zuhause eben häufiger mal den "Rallalla - Ohrwurm".

























Montag, 3. März 2014

Kontrollverlust

Seit fünf Tagen habe ich einen fanatischen Superfan-Stalker hier zuhause.
Nach einem 24 Stunden Fieber ging es los. Plötzlich verwandelte sich mein liebstes Rehlein in einen kleinen Wutzwerg, der wenn er nicht gerade wütend ist, bitterlich knatscht. Dabei heult das Rehlein in herzzerreißenden Tönen. Gerne auch ganz leise und hoch. So, als würde es für eine dramatische Szene im Theater üben. Außerdem klebt es an mir und fordert dies ständig - und ich meine ständig - von mir ein:
R: "Arm"!
Ich: " Ich kann dich jetzt nicht auf den Arm nehmen, weil ich gerade koche/putze/etwas anderes trage/ auf dem Klo sitze"!
R: "Schoß"!
Ich: " Nein, auf den Schoß geht jetzt auch nicht"!
Dann wird kräftig geweint. Und dabei zeigt sich eine erstaunliche Beharrlichkeit, die meistens dazu führt, dass ich - naja ihr wisst schon- meine Tätigkeit unterbreche.
Zunächst schob ich es auf die Zähne. Ist ja auch so einfach, um sich keine weiteren Sorgen machen zu müssen. Doch genauer betrachtet, glaube ich, dass mein Kind beginnt zu verstehen, dass wir beide nicht ein und die selbe Person sind. Das löst bestimmt eine Menge Stress aus, wenn man verzweifelt versucht die Kontrolle über die Mama zu behalten. Da erscheint mir die "Arm- Schoß" Strategie sinnvoll. Leider kann der Rehleinpapa nicht wirklich helfen, da das Kind einfach nicht zu ihm will. Es will schon, doch nur, wenn ich auch dabei bin. Wenn wir im Supermarkt eine Freundin treffen, muss das Rehlein plötzlich anfangen zu weinen. Und ich habe nur wunderschöne und nette Freundinnen. Egal, nicht die Mama - blöd!
Auch beim Essen scheint das Kind völlig von seiner eigenen Ambivalenz überfordert zu sein.
Ich: " Möchtest du Ei?" (Totales ♥ Essen)
R: " Ja!......NEIN..(schrei, heul)...Jaaaaaaa, haben"!
Ja, ich weiß. Ich bin mit einem wundervollen und normalerweise sehr anpassungsfähigen und flexiblen Kind gesegnet. Da haben andere Eltern nicht erst mit 18 Monaten das Gefühl bekommen, sie leben mit einem Kampfgnom. Ich bin wirklich selber schuld, dass ich andere Mütter, auf ihr Nachfragen hin, von unserer heilen Ponyhofatmosphäre erzählt habe. Zu denen muss ich jetzt nicht ankommen um mein Leid zu klagen. Ähhh, ja es sind erst fünf Tage und trotzdem kommt es mir vor wie eine Ewigkeit. Welche Erlösung bringt mir da der Einblick in diverse Fachliteratur, dessen Inhalt ich ja eigentlich aus beruflichen Gründen praktisch auswendig wissen müsste. Habe ich nicht selber den Mamas lächelnd über den Rücken gestrichen und geseuselt: " Sie wissen ja, mit anderthalb entdeckt ihr Kind, dass es nicht die totale Macht über sie und ihre Gefühle hat." Gesichtsausdruck der Mütter immer so: Hat es nicht?
Und jetzt ertappe ich mich, wie ich nervös wegschleiche vom Puppenspiel, um nur einen Kaffe wenigstens halb austrinken zu können, ohne spitze Kinderknochen auf dem Oberschenkel (wie machen die das nur, dass die ihr Gewicht immer so ausbalanchieren, dass...?)
Die Foren im Internet lassen vermuten, dass diese Phase sogar Monate dauern kann. Bestimmt gehts bei uns schneller! *Universumswunsch* und wenn man bedenkt, welche Kriese Kinder in dem Alter durchleben, muss man für einen fanatischen Superfan - Stalker noch dankbar sein. Habe ja schließlich selber auch gerne alles unter Kontrolle, ich alter Steinbock.