Mittwoch, 30. September 2015

Rehlein 3 Jahre

Ein paar Wochen zu spät, schaffe ich es dann doch den Geburtstagspost zu schreiben...mein liebes Kind.
Das erste Mal hast du so richtig verstanden, dass du Geburtstag hast. Du warst schon lange vorher aufgeregt und wir haben die Tage gezählt bis es endlich soweit ist. Bis kurz vorher hatten wir keine Ahnung, was wir dir schenken sollen, denn so wie alle Kinder im Wohlstand hast du alles was du brauchst.
Du bist 106 cm groß und wiegst 15 Kilo und hast einen unglaublich großen Schritt gemacht! Was die Sprache angeht, lässt deine Entwicklung keine Wünsche offen. Du sprichst deutlich und sehr gerne, erzählst von deinen Erlebnissen, Wünschen und Träumen und hast ein Mega Elefantengedächnis. Du erinnerst uns, wenn wir Dinge vergessen und wickelst uns mit deinem Charm um den Finger. Dabei benutzt du clever verschiedenen Redensarten und verhandelst gekonnt mit uns. Kompromisse kannst du eingehen. Wenn du doch mal sauer bist, dauert es meistens nicht lange, bis du einen Lösungsweg gefunden hast, w aber auch sehr von deiner Tagesform abhängt. Nach dem Kindergarten muss der Stress ja auch irgendwo hin und zuhause bei Mama und Papa gehts halt am Besten. Du kämpfst für deinen Willen, bis dabei äußerst kreativ und nicht selten habe ich Mühe nicht zu lachen, wenn du mit eisenfester Miene und erhobenen Zeigefinger mir mit schief gelegtem Kopf einen Vorschlag machst, der nur für dich alleine Vorteile bringt. Du erfindets neue Wörter und singst dir selber aus dem Liederbuch vor. Du räumst mitlerweile alleine auf, haste natürlich keine Lust drauf - alles andere wäre ja auch ungewöhnlich. Motorisch hast du aufgeholt. Springen, rennen, klettern, Laufrad und schaukeln. Alles alleine und sicher. Jetzt kommt der Roller dran, den du dir so sehr zum Geburtstag gewünschst hast. Zahlen und Wörter sind für dich sehr interessant und so zählst du ziemlich sicher bis 10. Du erkennst deinen Namen und weißt, dass er mit dem "hoch, runter, hoch, runter - Buchstaben" beginnt. Wenn du einmal schläfst, was selten länger als 5 min dauert, bist du bis morgens tiefenentspannt. Hier hälst du dich strickt an die Regel unter der Woche geweckt werden zu müssen und am Wochenende zwei Stunden eher aufzuwachen. Einen Tag nach deinem Geburtstag bist du morgens das erste Mal alleine in deinem Zimmer geblieben und ich konnte mich nochmal hinlegen. Das lag vermutlich an dem Traumzelt, welches du bekommen hast. Es war so zucker, wie du über das Babyphone zu hören warst. Ich habe mich im letzten Jahr daran gewöhnt, dass du dich auch wunderbar ohne mich entwickelst, dass du eigenständige Entscheidungen triffst und durchaus auch mal nicht mit mir spielen möchtest. Viele Dinge möchtest du ganz alleine tun, wie Brot schmieren, einschütten, an und ausziehen. Selbstbewusst sagst du, dass du noch zu faul fürs Klo bist und daher lieber eine Windel trägst. Regelmäßig probierst du es auf dem Kinderklositz und hattest schon ein paar mal Erfolg. Wir drängen dich nicht und vetrauen dir, dass du schon den richtigen Moment für dich findest.
Fremden gegenüber bist du nach wie vor schüchtern. Haben sie ein gutes Händchen, beginnst du zügig ein Gespräch. Fordern sie wehement eine Hand oder Augenkontakt, lässt du sie kalt abblitzen, was wir super finden! Deine beiden besten Kindergartenfreundinnen sind sehr wichtig. Sie kommen in fast jeder deiner spannenden Geschichten vor. Vater - Mutter - Kind und Feuerwehrfrau spielst du im Monet sehr gerne. Sonst werden Puppen und du selber verarztet oder du kaufst für mich im Laden ein. Du baust Buden und Schlösser, malst, schneidest und klebst. Dabei lasse ich dich größten Teils alleine wuseln. Es gibt natürlich noch unzählige Dinge, die dich ausmachen. Ich muss einfach aufhören, nichts vergessen zu wollen! Einen so kleinen Menschen kann man nur kennen, wenn man ihn erlebt. Bis jetzt hast du alle um dich herum verzaubert. Seit dem Urlaub mit der Freundin, möchtest du besonders gerne ein Brüderchen - weil die so einen netten Bruder hat. Ich habe, genau wie der Platzhirsch, gerade eine neue Stelle begonne, die irre viel Spaß macht, daher müssen und wollen wir diesen Herzenwunsch noch nicht erfüllen. Es ist gerade alles so erschreckend unstressig mit dir, dass wir alle diese Phase genießen möchten. Die beiden weltbesten Omis unterstützen tatkräftig bei der Betreuung UND ich habe diese Woche mit meiner Stundenreduzierung begonnen. 2 Nachmittage, an denen ich dich selber in der Kita abholen kann und die ich mir nicht mit irgendwelchen festen Termin zuballern werde. Zur Musikschule gehst du 1x wöchentlich mit der Oma und nach der zweiten Stunde darf sie nun draußen warten.

Heute sind wir zuhause, weil das Rehlein gestern Fieber hatte. Ich gehe mit gutem Vorbild voran und ermutige alle Eltern ihr Recht auf Krankheitstage des Kindes zu nehmen. Kita hätte heute keinen Sinn gemacht, denn das Rehlein weint bei jeder Kleinigkeit, will ununterbrochen meine Aufmerksamkeit und versucht sein Unwohlsein zu definieren: "mein Bauch tut weh...ach nee die Füße...Mami, mein Kopf.."Ich habe Inflodoron als Globoli schon gestern gegeben und denke das genügt erst einmal.
Also bringe ich die Bude auf Vordermann (mit unzähligen Unterbrechungen) und sitze einfach mit meinem Kind auf dem Boden, wo sich Spielzeug in Bergen ansammelt.
Ich habe wie immer ein schlechtes Gewissen dem Job gegenüber, doch es verflüchtigt sich, wenn ich das Rehlein in den Arm nehmen kann...eben jetzt, wenn es mich braucht!